309 I. Spanien und Portugal im 17. Jahrhundert. binal Mazarin zu bewegen, daß Frankreich bei den Friedensunterhandlungcu mit Spanien auf der Selbständigkeit des befreundeten Königreichs bestehen möchte; er machte mit seinen Vorstellungen auf den Cardinal geringen Eindruck: der Pyrenäische Friede wurde abgeschlossen, ohne daß Portugal in den Vertrag aus-^ genommen worden; Frankreich entzog der Regierung in Lissabon jede weitere Kriegshülfe und Unterstützung und erkannte die volle Souveränetät Philipps IV. in dem gesammten Umfange der spanischen Monarchie an, wie sie vor dem Jahr 1641 bestanden; cs schien als ob man in Paris wie in Madrid vergessen habe, daß seit bald zwanzig Jahren ein unabhängiges Königreich Portugal bestand. Nur aus besonderer Rücksicht für den nunmehr befreundeten und verbündeten französischen Hof versprach die spanische Regierung, sich mit der Herstellung der ehemaligen Zustände zufrieden zu geben und alles, was seit 1640 in Portugal geschehen sei, mit dem Schleier des Vergebens und Vergesscns zu bedecken. So schlimm war jedoch die Sache nicht gemeint. Mazarin's Hauptanliegen Halu,„g »cs bei Abschluß des Pyrenäischen Friedens war die spanische Heirath zu Stande zu HofcM bringen; als er dieses Ziel erreicht hatte, drückte er in Bezug auf die portugie sischen Angelegenheiten ein Auge zu. Allerdings wurden von der französischen Regierung alle Werbungen für Lissabon untersagt und die in portugiesischen Diensten stehenden französischen Soldaten zur Rückkehr aufgefordert: aber konnte Man denn verhüten, daß Türenne, daß Schömberg, daß Guise und andere Magnaten mit der portugiesischen Gesandschaft freundlichen Verkehr unterhielten, baß gegen sechshundert Offiziere und Edelleute sich zu dem Grafen von Soure nach Havre de Grace begaben, dort zu portugiesischen Kriegsdiensten sich ver pflichteten und von freiwilligen Soldaten begleitet unter dem Oberbefehl des Grafen von Schömberg auf portugiesischen und englischen Schiffen nach Lissabon «bfuhren! Wir können doch nicht verhindern, sagte Mazarin zu dem sich über OK. i6so. Vertragsbruch beklagenden spanischen Gesandten, daß der Marschall von Türenne sich des portugiesischen Hofes annimmt; und was den General Schömberg be trifft, so ist dieser ein Fremdling, der auf eigene Hand in Kampf und Krieg Zieht. Hat cs nicht von jeher Condottieri gegeben, die als Fcldhauptlcute bald da bald dort Waffenthaten ausführten? Unter der Hand begünstigte der Pariser Hof den Hcirathsplan Karls II. von England mit der portugiesischen Infantin Katharina, um dem Liffaboncr Königthum englische Hülfe zu verschaffen. So hatte denn der Waffengang zwischen Spanien und Portugal seinen Fortgang Tortgang. Philipp IV. schickte seinen natürlichen Sohn, den kriegskundigen Don Juan d'Austria mit einer Armee von 20,000 Mann Kerntruppen nach Badajoz, um von dort aus Portugal zu erobern. Es gelang dem jungen Kriegs- helden sich in den Grenzlandschaftcn festzusctzen, die Städte, Felder und Ort-io'>2. schäften von Alemtejo wurden mit grausamer Verwüstung heimgesucht, die weiten Ebenen in Wüsteneien verwandelt. Aber er durfte es nicht wagen, nach der Hauptstadt vorzudringen, weil der zum Oberfeldherrn ernannte Schömberg ver-