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304 6. Die pyrenäische und die apeuninische Halbinsel. gescllschaft mit großen Rechten den überseeischen Unternehmungen einen neuen Impuls gegeben. Der Seekrieg zwischen England und den Niederlanden zur Zeit Cromwclls war sür Portugal von Bortheil. Nachdem König Johann den Zorn des mächtigen Protectors über die den pfälzischen Prinzen gewährte Hülfe und Gastfreundschaft be sänftigt (S. 22 t) und den alten Handels- und Schifffahrtsvertrag erneuert hatte, errangen die portugiesischen Waffen unter Francisco Barreto glänzende Erfolge, so daß in den fünfziger Jahren das ganze Küstenland im Norden und Süden von Pernambuco mit den starken Forts in die Hände der Portugiesen fiel und die Holländer, nach der Jan. 1854, Uebergabe der Hauptsestung Recife, das brasilische Küstenland, das sie seit dreißig Jahren mit so großen Anstrengungen gewonnen und behauptet, aufgeben mußten. Ausgang Recht erblickte der König in dem Besitze des reichen brasilischen Landes, ^ das er seine „Milchkuh" nannte, den höchsten Gewinn für die Zukunft des König reichs. Vorsichtig und behutsam in seinem ganzen Wesen war er auch sparsam und zurückhaltend in Ausgaben. Er kannte den Werth eines geregelten Staats schatzes und vermied darum gern jedes kriegerische Unternehmen oder Wagniß- Am 6. November 1656 starb Joäo IV., der erste König aus dem Hause Bra- ganza, nachdem er das „rcstaurirte Portugal" unter den Schutz der Madonna „von der unbefleckten Empfängniß" gestellt, deren Bildniß seit undenklichen Zeiten in Villa Vicosa aufbewahrt gewesen und der Familie stets Glück gebracht. Drei Jahre vor seinen Tode hatte er noch den Kummer, seinen Erstgebornen Thcodosio, einen Jüngling von feurigem Streben, edler Bildung und ritterlichem Sinne, dessen Anlagen und Charakter zu den glänzendsten Hoffnungen berechtigten, ins Grab sinken zu sehen, ein schweres Geschick für die Nation, da die beiden jünger» Söhne Joäos, Affonso und Pedro dem älteren Bruder weit nachstanden. Seine Tochter Katharina wurde in der Folge die Gemahlin Karls II. von England i eine natürliche Tochter wurde von der Königin Wittwe gegen die Bestimmung ihres Gemahls einem Kloster übergeben. Die Gemahlin Joäos, welche für die Erhebung des Hauses so erfolgreich 1 wsr. gewirkt hatte, führte auch dem Willen des Verstorbenen gemäß über den Thron folger Affonso VI., der erst im vierzehnten Jahre stand, die vormundschaftliäst Regierung; und selbst als dieser das Alter der Mündigkeit erreichte, behielt die Königin Mutter Luiza die Zügel der Regentschaft in Händen, da der Sohn z»r Selbstregierung unfähig schien. Affonso war von Kindheit an allen ernsten Din gen abgeneigt: er trieb sich am liebsten mit Gassenjungen herum und ergötzte sich an ihren rohen Spielen, die Ermahnungen der Lehrer verachtend. Als er noch kaum den Knabenjahren entwachsen zum Throne berufen ward, setzte er die »ic- drigen Vergnügungen fort: in Gesellschaft von Raufbolden und Wüstlings durchzog er die Straßen, besuchte verrufene Orte und schändete Stand und schlecht durch gemeine Sitten. Antonio Conti, ein Italiener von Geburt, der >>' der Nähe des Schlosses einen Laden hielt, wußte sich die ausschweifenden Nc>' gungcu des fürstlichen Jünglings zu Nutze zu machen, so daß er dessen ga»z^ Vertrauen gewann und bald die Stellung, den Einfluß und die Anmaßung ci»^