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28V L. Das brit. Reich unter den ersten Stuarts u. als Republik. treu befunden zu werden, das blieb sein Vorsatz bis zum letzten Athemzug. Er allein hat das Puritanerthum auf alle Zeiten geadelt. Die Freiheit, die doch zwischen den Klippen königlichen und kirchlichen Zwanges wie des rohen Fanatismus demagogischer Schwarmgeister das Ziel der ungeheuren Bewegung war, hat er wie ein Herold hinaus- gcrufen; und sie klingt wieder in den Stimmen aller Völker, welche die dem Gewissen und der Gesellschaft angelegten Fesseln abstrusen." Puruamr- Es liegt in der menschlichen Natur, daß jede Einseitigkeit, wenn auch großartig ' Satire, und gewaltig in ihrem Auftreten, Widerspruch und Opposition hervorruft, daß dein feierlichen Ernst die Kehrseite, Ironie und Verspottung gegenübertritt, daß das tragische Pathos in der Komik und Satire eine Abschwächung erleidet. Das wirkliche Leben findet nur Bestand und Dauer in einem Gleichgewicht der Kräfte, jedes Extrem erzeugt den Gegensatz als Correctiv. Wir haben in der obigen Darstellung gesehen, wie viele schwache und angreifbare Seiten das puritanische Scktenwesen dem nüchternen Beschauer darbot. So hoch man auch den standhaften Muth in Bekämpfung deS ropalistischcn Absolutismus und des bischöflichen Hochkirchcnthums anerkennen mochte, so barg doch der gesteigerte Puritanismus so viele ungesunde, starre und verkehrte Elemente in seinem Schooß, so war doch das ganze Auftreten der „Heiligen", der „Cant" mit biblischen Redensarten in der Predigt wie im Gespräch, die zur Schau getragene Gottseligkeit, die Wiederbelebung alttcstamentlichcr Vorstellungen, Gleichnisse, Gebräuche, die fremdartige religiöse Uebertreibung in Reden und Thun so auffallend, so barock und absonderlich, daß sie zum Spott, zur Ironie, zur Persiflage herausfordern mußten. ?6>2—i"o8^ So faßte denn im Gegensatz zu der düstern puritanischen Weltanschauung, die in ' Milton's Dichtungen den Grundton bildet, sein Zeitgenosse Samuel Butlcrdie lächer- lichen Seiten ins Auge, indem er in Form einer komischen Epopoc unter dem puri- tonischen Ritter „Hudibras" dem Titelhelden seines Gedichts das Thun und Treiben der Rundköpfe satirisch darstellte und verspottete. Die Hauptzüge scheint er einem pres- bykerianischen Squire oder Landedelinann aus Cromwell's Reitcrschaar entnommen zu haben, in dessen Haus der Dichter mehrere Jahre als Erzieher gelebt hatte. In drei Bücher gctheilt, jedes zu drei Gesängen, schildert das Gedicht in leichten trochäischc" Versen mit Reim und in volksthümlichcr Sprache eine Reihe von Semen voll derber Witze, komischer Situationen, gemeiner oft cynischer Ausdrücke und Anspielungen, worin die Kämpfe der Parlamentarier gegen die Cavaliere in einem karikaturartigcn Zerrbild dargestellt sind. Mit dem neunten Gesänge bricht das Gedicht, bei dem die satirische Tendenz den epischen Plan und die künstlerische Anlage weit übcrwiegt, unvollendet ab. Vielleicht hat der Undank der Cavaliere und Bischöflichen, die zwar das Gedicht mit großem Beifall begrüßten, aber den Dichter sehr mäßig lohnten, diesem die Arbeit ver leidet. Selbst König Karl II., dem die Parodie so wohl gefiel, daß er ganze Mrsi aus dem Gedächtniß hcrzusagen vermochte, hat sich in seiner Erkenntlichkeit nicht höh^ als zu einem Geschenk von 300 Pfund verstiegen, daher Butler in drückender Roch aus dem Leben geschieden ist. Unverkennbar schwebte dem Dichter des Hudibras d>r Don Quixote von Cervantes vor Augen; aber er wußte sich weder zu der tiefsinnig^ Idee noch zu der kunstreichen Ausführung des spanischen Meisters zu erheben. Er hol , von jenem unsterblichen Werke (XI, 265 ff.) nur die äußere Anordnung sich angccignck' Wie der Junker von La Mancha und sein Stallknecht Sancho Pansa auf Abentc»^ ins Feld ziehen, so zieht auch Ritter Hudibras, „der sein steifes Knie noch nie gebeugt, in Wehr und Kleidung wunderlich ausstasfirt, in geistlichem Wissen und in der theolo gischen Phraseologie der Zeit wohl geübt, auf einem blinden oder halbblinden Roß z""' heiligen Kampfe aus wider Prälatenthum und Rvyalismus, begleitet von sciw'"' Knappen Ralf, einem Independenten, der seinem Herrn in der äußern Erscheinung