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278 L. Das brit. Reich unter den erste» Stuarts u. als Republik. kunft der Heilands in der Herrlichkeit der Himmels und gibt bei seinem Scheiden dem Adam die Belehrung: „Füge zur Erkenntniß der Wahrheit Selbstverleugnung und die rechte Liebe im Thun, dann hast du ein Paradies in dir, glücklicher als das, welches du jetzt verlassen mußt". — Unterdessen hat Eva im Schlummer gelegen, aber günstige Träume haben ihr Gemüth beruhigt. Sie ist bereit, dem Manne zu folgen, denn: „Mit dir gehen heißt im Paradiese bleiben". Darauf nimmt der Engel beide an der Hand und führt sie hinaus; ein Cherub mit flammendem Schwert wird zum Hüter der Pforte bestellt. „So gehn sie, Hand in Hand, langsamen Schritte» durch Eden den einsamen Pfad dahin." Das wieder- Dieser Ausgang der ersten Menschen konnte dem gläubigen Zeitalter nicht genügen: ^ParadÄ'der alle angelsächsische Dichter Caedinon, dessen Bibel-Paraphrase Milton vielfach benutzt haben soll, ließ doch wenigstens auf ihrer Wanderung die ewigen Sterne als Trost der Hoffnung über ihnen leuchten. Man hatte ein Gefühl, daß das Gedicht damit nicht schließen könne, daß die wiederholte Hinweisung auf einen künftigen Erretter, den Messias, in einem ergänzenden zweiten Theil ausgcführt werden sollte. Es wird erzählt, Cllwood habe den Dichter gefragt: Soll es denn bei dem Verluste des Paradieses bleiben? waim zeigst Du uns das wicdergcwonuenc? Milton erkannte die Richtigkeit der Bemerkung: drei Jahre später erfolgte die Ergänzung in vier Gesängen, das ?ars.cti8ö roFuimell, ein episch-didaktisches Gedicht, aus das er selbst den größten Werth legte, das aber die Nachwelt minder hoch anschlug. Wie das verlorne ParadieS den Fall in der Versuchung und den Ungehorsam der ersten Menschen mit seinen Folgen zeigte, so sollte das „Wiedergcfundene" in Christus, dem zweiten Adam, den völligen Gehorsam und die unverletzte Treue in der Versuchung darstellen; und wie in jeneni das Alte Testament zur Grundlage und Quelle des Inhalts gemacht wird, so in diesem die Evangelien des neuen, mit einer noch größeren Anwendung gelehrten Wissens. Auch in Form und Versmaaß, dem reimlosen Jambus, wie in Entwurf und Anlage bilden beide Gedichte ein zusammenhängendes Ganze, nur daß bei dem zweiten eine Abnahme der poetischen Kraft sich kund gibt und die düstere Lcbensanschauung in noch stärkerer Färbung vorgetragen wird. „Die Befreiung des Menschengeschlechts aus göttlicher Liebe tritt ganz zurück vor dein einzigen Zweck, das Böse in der Welt, ja diese selber mit aller ihrer Sinnenlust als heillos zu verwerfen." Satan, der iin ersten Gedichte als Sieger hervorging, erleidet im zweiten eine schmähliche Niederlage. Als Jesus von Johannes im Jordan getauft wird, erkennt der Fürst der Finster niß in ihm den verheißenen Samen des Weibes, bestimmt die Macht der Hölle zu brechen. Er verkündet seinen dämonische» Gefährten, die er zu einer Versammlung beruft, seine Absicht auch gegen diesen seine Verführungskunst zu erproben. Als Jesus in der Wüste weilt, in Selbst gesprächen sein vergangenes Leben und seinen Erlösungsplan überdenkend, nähert sich Satan in Gestalt eines alten Landmannes und richtet seine arglistigen Angriffe gegen ihn, wobei die in den evangelischen Geschichten enthaltenen Erzählungen in kunstreiche Gesprächsform gebracht sind. Bei den weiteren Versuchungen, die alle an dem feste» Sinne des Messias scheitern, wird eine große Gelehrsamkeit und Belesenheit entfaltet, um den Versucher auS den Beispielen der alten Geschichte und Sage zu belehren, wie nichtig und schaal die Güter der Erde, Reichthum, Ruhm, Macht und Ehre und alle Größe und Herrlichkeit der Welt seien, im Vergleich zu der frommen und religiösen Ergebenheit eines Hiob. Es sind rhetorische Disputationen, in welchen das Für und Wider in weitläufigen Ausführungen verhandelt wird. Im vierten Gesang zeigt Satan dem Heiland Rom, als Inbegriff aller Reiche der Welt; zu dem wolle er ihm verhelfen, wen» er vor ihm niederfalle und ihn anbete; Jesus aber weist auf die Lasterhaftigkeit und Verderbniß der Weltstadt hin und gibt ihm zu verstehen, daß sein Reich von ganz anderer Art sei. Nicht