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III. Republik und Restauration in England. 23t Orten kam es zu bewaffneten Erhebungen. Cavaliere und Fanatiker standen in geheimem Einvcrständnih. Diesen verwegenen Nachstellungen der zahlreichen Feinde konnte Cromwcll nur mit eiserner Strenge begegnen. Blutige Straf gerichte erwarteten die Schuldigen; wie einst in Irland wurden ganze Haufen nach Westindien geschickt, um auf den Zuckerplantagen von Barbados Sclaven- dimste zu verrichten gleich den Negern. Ganz England wurde in dreizehn Militär bezirke getheilt und unter den Oberbefehl von eben soviel Generalmajors gestellt, welche mittelst der ihnen untergebenen Miliz eine polizeilich-militärische Gewalt übten, die einem Kriegszustand ähnlich war: Cavaliere und Royalisten, die ihre Abneigung gegen die Republik kund gaben oder im Verdacht feindseliger Ge sinnung standen, wurden mit einer Einkommensteuer bis zu zehn Procent belegt. Zugleich wurden die puritanischen Sittengesetze gegen Trunksucht, Fluchen, Schwören und andere Laster strenge gehandhabt; Schauspiele und alle leicht fertigen Lustbarkeiten waren verboten; bei den Soldaten selbst herrschte Zucht, Gottesfurcht und eingezogenes Leben. Das ganze Land hatte ein militärisches Ansehen; aber das Gefühl der Sicherheit zog in die Gemüther ein; die Kriegs- leutc, welche das Regiment führten, waren zugleich eifrige Knechte Gottes; sie nöthigten die Menschen, dein göttlichen Gesetze zu gehorchen und der Obrigkeit untcrthänig zu sein, lebten aber auch selbst diesen Vorschriften gemäß. Die Mittelklassen und ein großer Thcil der Presbyterianer fügten sich in Ergebenheit nnd in der Furcht des Herrn unter die strenge aber gerechte Zucht o'-g-nü^ Cromwells. Alle protestantischen Consessionen und Congregationen, sofern sieSeMn. der bürgerlichen Obrigkeit Gehorsam leisteten und die öffentliche Ruhe nicht hörten, durften ihres Glaubens leben und den Gottesdienst nach ihrem Gewissen ordnen; nur gegen die Bekenner der römisch-katholischen Religion, in denen er wie Milton eine politische Partei erblickte, „welche unter dem Scheine einer Kirche die priesterliche Tyrannei anstrebt", blieben die alten Strafgesetze in Geltung und, die Episcopalen mußten seit einem Aufstand vom I. 1655 sich mit Privatgottes dienst in Kapellen oder Wohnhäusern begnügen. In Schottland wurden die Kirchensessionen und Synoden nicht gehindert; aber die Generalafsembly, die an der presbytcrianisch-royalistischen Staatsordnung festhiclt, wurde durch Militär aufgelöst und jedes eigenmächtige Zusammentretcn untersagt. Von den religiösen Sekten, die unter den Impulsen des Zeitgeistes mächtig emportriebcn, machten ihm die anabaptistischen Schwärmer und Fanatiker durch ihre excentrischen An sichten und Doctrinen, die sich nicht alle mit der bürgerlichen Ordnung vertrugen, viel zu schaffen. Obwohl selbst von independentischcn Vorstellungen ausgegangen, hielt es Cromwcll doch für seine Pflicht, allen überspannten mystisch-spiritualisti- scheu Ausschreitungen, allem enthusiastischen und phantastischen Wesen entgegen zutreten. Auch auf die von Georg Fox gestiftete „Gesellschaft der Freunde", von dem Volke Quäker (Zitterer) genannt, die in dieser aufgeregten Zeit in London ihre ersten religiösen Zusammenkünfte (Meetings) hielten, blickte Cromwcll