II. König Karl I. und die englische Thronumwälzung. 201 niachtcn und dem König ein Lebehoch erschallen ließen. Trotz des früheren Beschlusses, von dem Stuart keine Botschaft mehr anzunehmen, wurden noch einmal Verhandlungen mit dem gefangenen Fürsten angeknüpft. Cromwell aber soll ausgcrufen haben, man müsse die Stadt entweder zum Gehorsam zwingen oder in Staub legen. So mußte denn abermals die Entscheidung der Waffen gesucht werden. 3n> Sommer 1648 zogen die Independenten wieder ins Feld, um in einem u>»ttr^,n^ neuen Krieg, den man als zweiten Bürgerkrieg bezeichnet, die Schotten und ihre xus. ^ englischen Verbündeten, Royalisten wie Presbyterianer, mit der Schärfe des Schwerts zu bekämpfen und die Herrschaft der Grandces zu befestigen. Während Fairfax in Kent und Essex den Aufruhr mit blutiger Strenge niederwarf, Maid stone nach tapferster Gegenwehr im heftigen Straßenkampf „mit Hülfe des Herrn" in seine Gewalt brachte, und den Grafen Holland und seine adeligen Verbün deten bei Kingston upon Thames in der Feldschlacht überwand; brach Cromwell die Burgen der Königlichen in Wales, zwang die wichtige Stadt Pembroke zur Capitulation, wobei er die alten Royalisten mit mehr Schonung behandelte als >^3un die Presbyterianer, „die sich der Apostasie von dem Lichte Gottes schuldig ge macht", und wandte sich dann im Sturme nach Norden, wo Hamilton, umgeben von einer glänzenden Leibwache und zahlreichem Adel, mit seinen Schotten und ihren englischen Bundesverwandtcn sich in weiten Zwischenräumen ausgestellt hatte. Die ganze Zukunft Englands, die Existenz des monarchischen Staats hing von dem Ausgang des Kampfes ab, der in den nördlichen Grafschaften zur Entscheidung kommen mußte. An Zahl und Ausrüstung waren die Truppen Hamiltons den Cromwcllscheu weit überlegen, auch nachdem General Lambert sich mit der Hauptarmce vereinigt hatte, aber diese wurden angcfcuert von dem Lnpulse ihrer religiös-politischen Idee und von der Energie und dem Feldherrn genie ihres Führers. Zwischen Preston und Warrington in einer morastigen Gegend wurden die Schotten und Royalisten an drei auf einander folgenden Tagen nach dem tapfersten Widerstande von den Independenten besiegt. Er-^^- schöpft von den langen Märschen, ohne hinreichende Lebensmittel und Kriegs bedarf ergab sich zuerst das gesammte Fußvolk in Kriegsgefangenschaft und einige Tage nachher auch die Reiterei. Es war eine vollständige Niederlage der königlichen und presbyterianischen Sache; fortan war von einer Einwirkung der Schotten auf Kirche und Staatsverfassuug in England keine Rede mehr. Crom- lvell setzte auf eigene Hand über den Tweed und rückte in Schottland ein, nachdem ihm die beiden Festungen Berwick und Carlislc übergeben worden; am 4. Okto ber zog er in Edinburg ein, von den Führern der Covenanters, die ihn früher als ihren gefährlichsten Feind behandelt, im Triumph empfangen. Denn sein Erscheinen führte in dem nördlichen Nachbarreich einen raschen Umschwung her bei ; Argyle und die strengen Kirchcnmünner, welche die Niederlage Hamiltons als eine Entscheidung Gottes ansahen, kamen wieder in die Höhe und schlossen