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200 u. Das brit. Reich unter den ersten Stuarts u. als Republik, Siegeshoff nungen der Königlich- gesinnten. Ende April 1648. die monarchische Staatsform wieder aufrichten zu müssen. Ihre Abgeordneten erschienen heimlich auf der Insel Wight, um mit Karl einen neuen Vertrag ab zuschließen: Der zwischen England und Schottland vereinbarte Bund und Covenant sollte fortbcstehen. und den schottischenCoinmissaren ihrAntheil ander Leitung der öffentlichen Dinge gewahrt bleiben, der König aber nicht zur unbe dingten Annahme der presbyterianischen Kirchenform verpflichtet sein. Nur vor läufig auf drei Jahre sollte dieselbe in Geltung bleiben, dann über eine definitive Ordnung aufs Nene berathen und beschlossen werden. Unter dieser Bedingung wollten die Schotten mit bewaffneter Mannschaft über die Grenze rücken und dein König wieder zu seinen Rechten in Beziehung auf die Militärgewalt, aufBesctzung der hohen Aemter und Staatswürdcn, auf die Verwaltung des großen Siegels u. s. w. verhelfen. Trotz des Widerstrebens der strengen Kirchenmänner, welche vor Allem auf der Durchführung des Covenants für alle drei Reiche bestanden, wurde diese Uebereinkunft von dem schottischen Parlamente angenommen und von der ganzen Nation mit Freuden begrüßt. Es war zum erstenmal, daß die roya- listischen Sympathien über die streng kirchlichen Ansichten den Sieg davon trugen. Man hoffte den Schandfleck auszutilgen, den die schmachvolle Auslieferung des angestammten Monarchen auf den schottischen Namen geladen. Die gemäßigt royalistischc Partei der Hamiltons führte die entscheidende Stimme. Die Leitung des Heeres fiel ihnen zu; Argylc und die alten Generale, wie Lesley, wurden zurückgesetzt. Die Erscheinung der Schotten in Nordengland gab das Zeichen zur allge meinen Schilderhebung der Royalisten und Malcontenten. In Nord- und Süd wales, in Anglesey, wo Lord Byron festen Fuß gefaßt, in Cornwall, Cuinber- land und Wcstmoreland sah man die rothe Kriegsfahne wehen: man verlangte, daß der König in Freiheit, Sicherheit und Ehre wieder eingesetzt, die Armee von Fairfax aufgelöst werde, denn die Prärogative der Krone und die Freiheit des Landes hingen aufs Innigste mit einander zusammen. Lord Holland vermittelte die Verbindung mit der Königin und dem Prinzen von Wales; man ging mit dem Plane um, den gefangenen Monarchen aus seinem Küstcnschloß zu befreien. Flugschriften, unter der Hand in Umlauf gesetzt, gaben Zeugniß von der sicgcs- frohcn Zuversicht der Cavaliere: „die schwarze Wolke, welche bisher über ihnen gehangen, theile sich, ihr Glück steige aus tiefster Ebbe wieder an". Alle Männer loyaler Gesinnung sollten zusammcnstehen, um die ehrgeizigen Absaloms zu stürzen und dem legitimen Fürsten seine Ehre zurückzugebcn. Man suchte die Meinung zu verbreiten, als gingen diese Schriften von dem König selbst oder seiner Umgebung aus. Das Unterhaus ließ viele Exemplare verbrennen und suchte durch eine Decla ration, daß es fernerhin die Regierung ohne Rücksicht auf den König führen werde, sich das Ansehen zu geben, als fühle es sich vollkommen sicher; aber man merkte doch das Zagen bei den Volksvertretern. Konnten sie es ja nicht einmal verhin dern, daß die Londoner Lehrburschen auf einige Zeit sich Meister der Hauptstadt