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II. König Karl I. und die englische Thronumwälzung. 199 Independenten, unter ihnen Lromwell, Haslcrigh, die beiden Baues, welche die Leitung der öffentlichen Dinge in die Hand nahmen. Nach einigem Widerstreben von Seiten der Altpresbyterianer, Northumbcrland, Warwick n. a. trat auch das Oberhaus der neuen Schöpsung bei. Bon der Entscheidung dieses Aus- schusscs, der „Grandccs", wovon jedes Glied über eine Faction herrschte, hing fortan der Gang der öffentlichen Angelegenheiten ab; alle Beschlüsse wurden von diesen wenigen Leiter» bestimmt; sie bildeten eine „Oligarchie mit dictatorialer Gewalt", welche die Autorität der Regierung und der Armee und die Hoheit des Slams repräscntirtc. Wie anderthalb Jahrhunderte später in Paris der Wohl fahrtsausschuß ein unumschränktes Regiment führte, so damals in England die Körperschaft der 21 Grandees; beide bedienten sich zur Behauptung ihrer Herrschaft derselbe» terroristischen Mittel: durch Späherei, Preßzwang, Polizeidruck hielten sie die Menge in Gehorsam, kirchlicher Zelotismus bestimmte die öffentliche Mei nung; Theater und jede Art von weltlicher Lust wurden gewaltsam unterdrückt. Die Gefängnisse füllten sich mit Royalisten und Papisten; die Güter der „Delin quenten" wurden mit Beschlag belegt; durch Anleihen, Contributionen, Accise wurden die nothigen Geldmittel für Heer und Verwaltung beschafft. „So er schienen Die, welche die allgemeine Freiheit cinsühren wollten, zunächst als die Handhaber einer absoluten, eigensüchtigen, unterdrückenden Gewalt." e. Lromwells Siegeslauf und Karls I. Prozeß und Ende. Das schroffe Parteiregiment der Independenten in Heer und Parlament reizte die Andersgesinnten zur Wuth und weckte die Sympathien für das König- «M>. thunl: Royalisten und Presbyterianer vereinigten sich in dem Wunsche, von dem auf ihnen lastenden Joche befreit zu sein; Aristokraten und Bürger trafen in der Ansicht zusammen, „das Recht der Krone bilde einen Theil der öffentlichen Frei heit"; in London, in den Grafschaften, in vielen Städten entstanden Verbin dungen „zur Befreiung des Königs und des Parlaments". Vor Allem trat in Schottland ein Umschwung der öffentlichen Meinung ein. Hat das Heer darum seinen Herrn und Meister an das englische Parlament um Silberlinge verkauft, fragte man, damit die erbittertsten Feinde des Covenants und der Synodalkirche das Regiment in die Hände bekämen und die Schotten und ihre Glaubensver wandten von allem Antheil an den öffentlichen Angelegenheiten ausschlössen? Eine ähnliche Mißstimmung gab sich in Irland, in Wales, in andern Gegenden kund; im ganzen Reiche herrschte Unzufriedenheit und Gährung; selbst auf der Flotte zeigte sich Abfall und Empörung; ein Theil derselben segelte nach Holland hinüber und nahm den Prinzen von Wales auf. Die Schotten glaubten sich berufen, wie sic früher für ihren Glauben gegen-um Königthum und Hierarchie das Schwert ergriffen und dem Parlamente den Sieg lM d-s^ verschafft, so jetzt dem stammverwandten König wieder zu seinem Rechte verhelfen,