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6 V. Frankreich nach Heinrichs IV. Tod. Rcgenrin fand daher bei ihrem Regierungsantritt eine gefüllte Staatskasse, t Aber wie bald änderte sich das! Maria von Medicis theilte nicht die bür gerlichen Neigungen ihres Gemahls : sic liebte Glan; und Pracht; auf öffcnt- : lichen Auszügen und in den Prunkgemächern des Schlosses überstrahlte sie Alles mit ihren Juwelen, mit ihrem Schmuck und ihren vornehmen Ge- l wändern; das Vergnügen war ihr Feld, die Pflege ihrer Schönheit ihre Hauptsorge; mit ihrer Verwandten, der früheren Königin Catharina von Medicis, hatte sic den Familienstolz, die Herrschsucht, den Hang zu Jntrignen gemein, auch fehlte cs ihr nicht an Verstand und in der Liebe zur Knust und zu seiner Hofbildnng huldigte sic der Richtung und den Traditionen ihres Hauses; aber sie besaß nicht den scharfen leidenschaftlichen Charakter ihrer Vorgängerin, nicht die bösartige ränkesüchtige Natur. Während Catha- rina ihre Umgebung beherrschte oder forttrieb, stand Maria, bei welcher das italienische Blut ihres Vaters durch das ruhigere ihrer österreichischen Mutter gemildert war, fortwährend unter dem Einfluß einer willcnskräftigcn Hof- ^ °da»ie von geringer Herkunft, Leonore Galigai, die von Jugend auf um sic gewesen und ihre Gebieterin, der sie von Florenz nach Frankreich gefolgt war, wie mit Zaubcrbanden an sich gefesselt hielt. Durch die Galigai erlangte auch ihr Gemahl Concino Concini, der aus einer angesehenen toskanischen Bürgerfamilie stammend nach einer wildvcrlebten Jugend bei der Ueberfahrt auf derselben Galeere ihre Hand erworben, hohe Gunst bei Hof, die er zu seiner Bereicherung und zu seinen: Vortheil zu nutzen wußte. Als er sah, wie die französischen Edelleute sich ihre Dienste oder ihren guten Willen durch Jahrgelder, Würden und Aemter bezahlen ließen, wie Epcrnon, der die Pro- clamation Maria's als Regentin dein Parlamente durch Drohungen abgctrotzt hatte, mit der Befehlshaberstelle von Metz belohnt ward, der Graf von Svissons, damit er sich ruhig verhalte, eine Summe von 200,000 Eens und eine Pension von 50,000 nebst den: Gouvernement der Normandie empfing, wie die Königin dem Herzog von Guise 100,000 Thaler zur Be zahlung seiner Schulden gewährte und ihm die Hand der reichen Wittwe dcS Herzogs von Montpensier verschaffte, wie der hohe Adel ein wahres Trcib- jagcn anstellte nach Jahrgcldern, Staatsäintern, Titeln und Ehrcnstellcn: da blieb auch Concini nicht zurück. Er kaufte sich mit dem Gelde der Königin die Markgrafschaft d'Ancre in der Picardie, er beutete die unbegrenzte Gunst, die Maria seiner Gemahlin und ihm selbst erwies, in so reichlichem Maße aus, daß er an Aufwand, Luxus und vornehmen: Leben in kunstgeschmück- tcn Palästen keinen: der eingeborncn fürstlichen Herren nachstand; er erwarb sich später den Rang eines Marschall von Frankreich, obwohl er nie in: Krieg gewesen war, und die Würde eines Gouverneurs von Amiens. Diese Verschleuderung der Staatsgelder und Staatswürden ging den: Minister Sullh zu Herzen; er sah ein, daß sein Regiment vorüber sei, daß das bonr-