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88 Frankreich nach Heinrichs IV. Tod. s.Zimiieeo. Etikette jener Zeit abgehaltenen Zusammenkunft der beiden Höfe in St. Jean de Luz gefeiert wurde, den Samen wichtiger Ereignisse im Schooß. ^Au/zang Der pyrcuäische Friede war Mazarins letztes Werk, der Abschluß seiner iesi. erfolgreichen politischen Thätigkcit. Seine ehemaligen Gegner beugten sich vor ihm und strebten nach seiner Gunst. Coude, der ihm zehn Jahre lang widerstanden hatte, suchte durch seine Vermittelung und Fürsprache die Gunst des Königs zu ! erlangen; Beaufort trug als Preis seiner Huldigung die Würde eines Admirals davon; und wie Conde's Bruder, der Prinz von Conti sich mit einer Nichte des Cardinals vermählt hatte, so warb der jüngere Sohn der Vendomes, Herzog von I Mercoeur um die Hand einer andern Schwestertochter; eine dritte, Olympia Mancini, schloß eine Ehe mit dem Prinzen von Savoyen-Carignan, Grafen von Soissons, und wurde die Mutter tapferer Söhne, unter denen der jüngste, Prinz Eugen, den größten Ruhm erzielte. Lange bei dem König in hoher Gunst, fiel sie später in Ungnade und nahm ihren Aufenthalt in Brüssel. Olynipias Schwe ster, die schöne Hortensia, nach deren Hand einst Karl II. von England zur Zeit seiner Verbannung gestrebt, m» sich dadurch den Beistand des Ministerpräsiden ten zur Wiedererlangung seines väterlichen Thrones zu verschaffen, war die Ge mahlin des Marquis La Meilleraye geworden, auf den der Name und das - Wappen des Oheims überging. So wurden die Töchter der beiden an geringe italienische Edelleute verheiratheten Schwestern Mazarins von den ersten Adels- I Häuptern, ja von Angehörigen des königlichen Hauses in die Ehe begehrt und mit ! den Reichthümcrn Frankreichs ausgestattct, und sein Einfluß war mächtig genug, diesen Verwandten die höchste» und einträglichsten Staatsämter zuzuwcndcn. I Conti erhielt die Würde eines Gouverneurs in Languedoc, Mercoeur in der Pro- s vence, Soissons in der Champagne; La Meilleraye war zum Nachfolger seines ^ Vaters, des Marschalls, in der Bretagne und in der Großmeisterschaft der Artillerie s bestimmt. Seinen Neffen, den Marquis Mancini setzte der Cardinal zum Erben des s Herzogthums Revers ein. Wie in der Politik, so hatte Mazarin auch in dem Stre- ; ben nach hohen Familienverbindungen und im Sammeln von Reichthümcrn und von Schätzen der Kunst und Wissenschaft sich seinen Vorgänger Richelieu zum Vor- ^ bild genommen und ihn noch überboten. Und wie dieser genoß er auch des z größten Ansehens nach Außen und im Innern; sein Auftreten in den Staats- gcschäften wie im Privatleben glich dem eines fürstlichen Herrschers. „Noch in seinen letzten Jahren erschien er als ein stattlicher Mann von braunem lockigem Haupthaar, breiter und hoher Stirn, sorgfältig in ffeinem Acußern, von jener Milde des Ausdrucks, die man an gebildeten Italienern bemerkt, gewinnend und durch eigene Ruhe die Andern beruhigend." Wie selten ein Sterblicher war Mw k zarin vom Glück begünstigt; er hat über alle seine Widersacher triumphict ohne j daß er wie sein Vorgänger zu blutigen Maßregel» hätte schreiten müssen. In den : aufgeregtesten bürgerlichen Unruhen wurde kein Schaffvt aufgcrichtet. Alles war ihm zum Glück ausgcschlagen, so daß ihm Nichts unerreichbar vorkam. Cr trvg >