Von dem Tyrannen Thasselgart. 45 18. Von dem Tyrannen Thasselgart. Zu jener Zeit lebte in Italien ein Tyrann mit Namen Thassel- 1027 gart, der zur Zeit des Kaisers Heinrich viele Schandthaten im Reiche begieng, aber vermöge der durch das Meer geschützten Schlupfwinkel und der über die Maßen sicheren Festungen, die er hatte, der Ver folgung des Kaisers Heinrich entgangen war. Er war nämlich von edler Abkunft, häßlich von Person, von schändlichen Sitten, ein großer Räuber an Kirchen und Witwen. Diesen verfolgte Kaiser Konrad auf das eifrigste und legte ihm von vorn und im Rücken auf alle Art Hinterhalt. Als derselbe von einer seiner Burgen zu einer anderen fliehen wollte, wurde er von des Kaisers Leuten ge fangen genommen. Als der Kaiser dies hörte, eilte er mit großer Geschwindigkeit herzu, so daß er fast hundert römische Meilen in einem Tage und einer Nacht zurücklegte; er dachte nämlich, derselbe werde in gewohnter Weise entschlüpfen. Als der Kaiser aber an langte, wurde ihm der Tyrann in Person vorgeführt. Bei feinem Anblicke soll der Kaiser gesagt haben: „Ist das nicht jener Lowe, der die Thiere Italiens verschlungen hat? Beim heiligen Kreuze des Herrn, ein solcher Löwe soll nicht mehr von meinem Brote essen." Und mit diesen Worten ließ er ihn, da sofort alle Fürsten des Reiches das Nrtheil fällten, an den Galgen hängen. Nachdem dieser gehenkt war, kehrte in jener ganzen Provinz Friede und Sicherheit, die lange verschwunden waren, alsbald wieder zurück.