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Die Königswahl. 17 dem das Urtheil über sich selbst gestattet wäre, wie viele Königlein, denn Könige kann ich sie nicht nennen, bekämen wir dann zu sehn! Nicht stand es in unsrer Macht, diese Würde von der Menge aus zwei zu beschränken. Die Wünsche, die Bestrebungen, die Beschlüsse der Franken, der Lothringer, der Sachsen, der Noriker und der Ala mannen vereinigten sich in bester Gesinnung auf uns als eines Stammes Nachwuchs, wie auf ein Haus, wie auf eine unlösbare Sippe; und das; die in so vieler Hinsicht verbundenen sich in Feind schaft trennen könnten, wird niemand denken. Eintracht allen geziemt, so Mutter Natur hat verbunden, Die in Gemeinschaft des Bluts innig die Sippe vereint. Wenn wir nun, was freiwillig von anderen uns geboten wird, in Folge irgend eines Hindernisses zurückweisen, d. h. wenn wir unter einander uneins sind, so steht fest, daß das Volk uns dann verlassen und sich einen beliebigen dritten suchen wird; und wir werden uns nicht nur der höchsten Ehre berauben, sondern, was allen gut gesinnten noch schrecklicher als der Tod ist, wir werden in den Verruf der Feigheit und des Neides verfallen, als ob wir den Vorzug einer so großen Herrschaft nicht ertragen könnten und keiner dem anderen, was meines Erachtens zwischen Verwandten ein großes Unrecht ist, an Ehre nachstehen wollte. Die größte Ehre also, die höchste Macht schwebt noch um uns und nähert sich uns so, daß sie, wenn wir nur wollen, auf einem von uns ruhen bleibt. Drum will es mir scheinen, daß, wenn auf dem einen von uns die ganze Fülle der Ehre ruht, der andere auch nicht ohne einen gewissen Antheil an derselben Ehre bleibt. Denn wie sich auf die Verwandten der Könige, obwohl sie ja nicht alle Könige sind, doch ein gewisser Ausfluß der königlichen Ehre verbreitet, so werden auch diejenigen, welche ausersehen und zur höchsten Würde in Vorschlag gebracht sind, wenn sie auch nicht wirklich zu derselben gelangen, doch einer gewissen Ehre, die dort ihren inneren Ursprung hat, nicht entbehren, da sie ja als Leute ohne Verdienst für den höchsten Ehrenposten nicht begehrt sein würden. Außerdem wenn Ver wandte von Königen der Könige halber geehrt werden und da alle Geschlchtschr. d. deutsch. Vorz. XI. Jahrh. 4. Bd. 2 WS4.