2. Die Königswahl. Et. Zwischen dem Mainzer und dem Wormser Gebiete ist ein Platz von weiter Ausdehnung, welcher wegen seiner ebenen Lage eine sehr große Menschenmenge saßt und in Folge der Jnselverstecke für geheime Berathungen sicher und geeignet ist; doch über Name und Lage des Ortes genauer zu berichten überlasse ich den Topo graphen, ich aber kehre zu meiner Aufgabe zurück. Indem dort alle Großen und, wenn ich so sagen soll, das Mark und der Kern des Reichs sich versammelten, schlugen sie hier an beiden Seiten des Rheines ihr Lager auf. Da dieser Gallien von Deutschland trennt, kamen von deutscher Seite die Sachsen mit den ihnen anwohnenden Slaven, die Ostfranken, die Noriker und die Alamannen zusammen. Von Gallien her aber vereinigten sich die oberwärts am Rheine wohnen den Franken, die Ripuarier und die Lothringer. Es handelt sich um das Höchste, man schwankt bei der Unsicherheit der Wahl, zwischen Hoffnung und Furcht schwebend fragten Verwandte sich ein ander nach den verschiedenen Wünschen, und Freunde lange Zeit sich gegenseitig aus. Galt ja doch die Berathung nicht einer Sache von gewöhnlicher Bedeutung, sondern einer solchen, die da, wenn sie nicht mit warmem Herzen in größtem Eifer geschmiedet wurde, den ganzen Reichskörper ins Verderben zog. Und um mich eines bekannten Wortes zu bedienen: Wohl bekommt es dem Munde, daß die Speise gut gekocht werde, welche roh genommen Gefahr bringt; und wie man sagt: Ein Heilmittel, welches für das Auge bestimmt ist, muß vorsichtig bereitet werden! Da solcher Maaßen lange gestritten wurde, wer König sein sollte, und da dem einen ein bald noch zu unreifes,