Brief an König Heinrich, Kaiser Konrads Sohn. Dem glorreichen Kaiser, König Heinrich III geschickt in den Künsten des Krieges und Friedens, entbietet Wipo, durch Gottes Gnaden Presbyter, was ein Diener der königlichen Diener dem Herrn der Herren dieser Welt bieten kann. Das glanzvolle Leben und die ruhmvollen Thaten des Kaisers Konrad, deines Vaters, Herr Kaiser, habe ich zu beschreiben für gut erachtet, damit nicht das Licht unter dem Scheffel verborgen stehe, damit nicht der Sonne Strahlenglanz umwölkt bleibe, damit nicht seine des An denkens werthe Tugend von dem Roste der Vergessenheit bedeckt werde. Denn die Thaten jenes Mannes würden, wenn sic nicht so ruhmreich und glanzvoll gewesen wären, von dem zu großen Glanze deiner Tugenden einigermaßen verdunkelt. Ich aber, der geringste deiner Knechte, bin entschlossen, so Gott will, beider Thaten zu berichten, die bei meinen Lebzeiten geschehen sind, indem ich in dev Weise zwischen euch unterscheide, daß ich der Wahr heit gemäß behaupte, der eine habe in das Staatswesen, das römische Reich nämlich, einen gesunden Schnitt gethan, der andere habe das selbe verständig geheilt. Wenn ich darum hiervon mehr oder we niger abweichend oder anders, als sich die Dinge wirklich verhalten, schreibe oder rede, so wird es nicht die Schuld des Schreibers oder Erzählers sein, da ich wegen sehr häufigen Krankseins oftmals nicht in der Kapelle meines Herrn Konrad habe sein können. Das aber,