Einleitu n g. Es ist kein Geschichtschreiber ersten Ranges, dessen Bekannt schaft der Leser in den folgenden Blättern machen wird. Aber wie traurig würde es mit unserer ohnehin mangelhaften Kenntniß der Geschichte der Völkerwanderung stehen, wenn, wie so vieles andere, auch die Gothengeschichte des Jordanes verloren ge gangen wäre! Über seine Person haben wir weiter keine Kunde als die, welche er gelegentlich selbst in seinen Schriften über sich giebt. Hat man sich doch noch bis vor wenigen Jahrzehnten darum gestritten, welche Namensform die richtige sei, ob Jordanes oder Jornandes. Die letztere hat kein Geringerer als Jakob Grimm (und nach ihm Dietrich 1862 Über die Aussprache des Gothischen) in einer besonder» Abhandlung (Über Jornandes. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Berlin 1846. Wieder ab gedruckt in I. Grimins Kleinen Schriften Bd. III.) warm in Schutz genommen; die Möglichkeit, sie aus der gothischen Sprache zu deuten (Zusammensetzung aus idro-Eber und nuntlw-kühn, also zusammen Eberkühn), war nicht der letzte Grund, weshalb er das semitisch klingende Jordanes verwarf. Aber die einstimmige Autorität der besten und ältesten Handschriften, sowie das Zeugnis des Geographus Ravennas hat endgültig., für die Form entschieden, die auf unserm Titel steht. Was im Übrigen als sicher gelten kann, ist in Kürze fol gendes. Es war der Sohn des Alanoviiamuthis, der Enkel des