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Westgothen und Hunnen nach der Schlacht. 69 lich und, was noch schlimmer sei, unglücklich kämpfen müßte. Diese Antwort nahm er nicht so heimtückisch, wie sie gegeben war, sondern als eine auf sein Bestes abzielende auf, ließ ab von den Hunnen und kehrte nach Gallien zurück. So verdirbt die mensch- 217 liche Gebrechlichkeit, indem sie befürchteten Gefahren begegnen will, häufig die Gelegenheit, große Thaten zu vollführen. Denn in diesem hochberühmten Kamps der tapfersten Völker berichtet man von 165 000 Gefallenen auf beiden Seiten, abgesehen von 15000 Gepiden und Franken, die vor der eigentlichen Feldschlacht auf einander stießen und einander zusammenhieben, indem die Franken für die Römer, die Gepiden für die Hunnen fochten. Als Attila den Abzug der Gothen erfuhr, hielt er, wie man 218 gewöhnlich bei unerwarteten Vorgängen vermuthet, es mehr für eine Kriegslist der Gegner und blieb noch länger im Lager. Als aber anhaltende Stille in Folge der Abwesenheit der Feinde ein trat, da richtete sich sein Geist wieder zu Siegeshoffnungen auf; schon im Voraus genoß er die Freude, und des Königs Geist schweifte zum früheren Glück zurück. Thorismud also zog, nach dem er den todten Vater gleich noch auf den Katalaunischen Fel dern, wo er auch gekämpft hatte, mit königlichen Ehren bestattet hatte, in Tolosa ein. Wiewohl er sich nun einer Schaar tapferer Brüder erfreute, herrschte er doch im Anfang mit solcher Mäßi gung, daß kein Erbfolgestreit stattfand. XUII. Als aber Attila durch den Abzug der Vesegothen 219 die Gelegenheit bekommen und die Trennung der Feinde, die er oft gewünscht, bemerkt hatte, da wurde er bald wieder sicher und brach auf zur Unterwerfung der Römer. Beim ersten Eindringen in Italien belagerte er Aquileja, die Hauptstadt Venetiens, auf einer Spitze oder Landzunge iin adriatischen Meere gelegen, deren Mauern im Osten der Fluß Natissa bespült, welcher vom Berg Piecis herabkommt. Da er sie nun lange Zeit belagerte, ohne 220 etwas auszurichten, — denn drinnen leisteten sehr tapfere Soldaten