30 Jordanis Gvthengcschichte XVI. 90—95. ihren Königen lebten, waren sie doch Verbündete des römischen 90 Staates und erhielten dafür jährlich bestimmte Gaben. Zuletzt gieng Ostrogotha mit den Seinen über die Donau und verwüstete Möfien und Thracien. Ihn wieder zurückzutreiben wurde von Philipp der Senator Decius beauftragt. Da dieser gegen die Gothen nichts ausrichtete, entließ er seine Soldaten von den Fah nen und nölhigte sie, ins Privatleben zurückzukehren, als ob die Gothen in Folge ihrer Nachlässigkeit über die Donau gekommen wären, und nachdem er die, wie er glaubte, gerechte Strafe über die Seinen verhängt hattet, kehrte er zu Philipp zurück. Als aber seine Soldaten sich nach so vielen Mühen aus dem Kriegs dienst entlassen sahen, nahmen sie voll Entrüstung zum Gothen- 91 könig Ostrogotha ihre Zuflucht. Dieser nahm sie auf, und durch ihre Reden ermulhigt führte er alsbald 300,000 Bewaffnete von seinem Volk ins Feld; dazu nahm er einige Taifalen und Asdinger, aber auch 3000 Karpen, ein gar kriegerisches Volk, das ost mit den Römern in Feindschaft lag; nachmals aber be siegte sie unter der Regierung des Diokletianus und des Maxi- mianus der Kaiser Galerius Maximinus und unterwarf sie dem römischen Reich. Dazu nahm er noch Gothen und Peuciner von der Insel Peucä, die an der Mündung der Donau am Pontus liegt. Den Argaith und Guntherich, die vornehmsten in seinem 92 Volk, ernannte er zu Feldherren. Hierauf durchwateten sie die Donau, verheerten Mösien zum zweiten Mal und griffen Mar- cianopolis, die berühmte Hauptstadt dieses Landes, an, ließen jedoch nach langer Belagerung, als sie von den Einwohnern Geld erhalten 93 hatten, davon ab. Und weil wir nun Marcianopolis genannt haben, so wollen wir einiges wenige über seine Lage einschieben. Diese Stadt hat nämlich, wie man berichtet, der Kaiser Trajan gebaut aus folgendem Grund. Ein Mädchen seiner Schwester I) Oder: „nachdem er in solcher Weise über seine eigenen Leute Strafe verhängt hatte." Die besten Handschriften haben nt xnt», nicht nt ,>ot»vit.