Theodorich und dem oströmischen Kaiser Zenon eine bewußte Ver drehung des wirklichen Thatbestandes zu verüben, vielleicht im Auftrag des Theodorich, der, um ein möglichst friedliches Zu sammenleben, um eine Verschmelzung zwischen Gothen und Römern anzubahnen, alle Erinnerungen an die frühere Feindschaft, an die Art, wie die Gothen in den Besitz Italiens gekommen waren, glaubte tilgen zu müssen. Dem Jordanes allein eigen ist die Parteilichkeit in der Darstellung des letzten Entscheidungskampfes zwischen Ostgothen und Oströmern. Hier steht er durchweg auf Seiten des byzantinischen Kaisers; Jldebad, Erarich und Totila erkennt er gar nicht mehr als Könige der Ostgothcn an, weil auch der Hof von Konstantinopel dies nicht thut. In den By zantinern, die ja Theodorich immer für seine Freunde ausgegeben hatte, mochte er die berufenen Rächer der Amalaswintha sehen. In Germanus, dem Sohn der Matheswintha, einer Enkelin des Theodorich, und des Germanus, eines Bruders von Justinian, scheint ihm für Römer und Gothen ein neues Gestirn aufzugehen. Die handschriftliche Überlieferung der Schriften des Jordanes ist eine ungenügende, welche keine ausreichende Sicherheit gewährt; denn auch die älteste, 1880 leider zu Grunde gegangene, Heidelberger Handschrift aus dem 9. oder gar noch 8. Jahrhundert, ist sehr fehler haft, und die übrigen Handschriften gewähren wohl an manchen Stellen einen besseren Text, doch müssen wir uns bescheiden, nicht mit Gewißheit sagen zu können, was Jordanes wirklich geschrieben hat. So weit sich aber mit den vorhandenen Hülfsmitteln kom men ließ, hat Th. Mommsen den Text festgestellt, indem er 1882 die seit länger Zeit ersehnte erste kritische Ausgabe für die Sammlung der Uonumonta Kormanius'üistorioa vollendete, neben welcher jetzt die älteren Ausgaben ihren Werth verloren haben.