IV Einleitung. In der römischen Geschichte beginnt er mit der Weltschöpfung, durchläuft die Geschichte der alten orientalischen Völker und der Griechen und macht schließlich die Geschichte der Römer zum Mittelpunkt der Erzählung, welche er bis auf die Zeiten Justinians (551 und mit Zusatz bis zum Jahr 552) herabfuhrt. Dieses Buch, das größtentheils aus Florus ausgezogen ist, ist für uns mit Ausnahme weniger Stücke aus der letzten Partie, welche in der vorliegenden Übersetzung anhangsweise dem Leser geboten werden, werthlos, da die Originale erhalten sind, aus denen Jordancs geschöpft hat. Dagegen kann für die Geschichts forschung die Erhaltung der Golhengeschichte kaum hoch genug angeschlagen werden, nicht als ob darin Jordanes eigene For schungen darböte — wiewohl manches auch sicher durch ihn allein der Nachwelt überliefert worden ist — sondern weil die meisten und namentlich weil die bedeutendsten der Vorlagen, welche er benützte, ich meine die Schriften des Ablabius und des Cassio- dorius über die Gothen, vollständig verloren gegangen sind, und er allein den Inhalt derselben im Auszug gerettet hat. In seiner Widmung an einen weiter nicht bekannten Freund Castalius, gesteht er selber, daß seine Gothengeschichte nichts ist als eine Compilation, welche er während der Abfassung seines andern Buches in kurzer Zeit ausarbeitcte. Die Grundlage bildete dabei für ihn das großartige viel umfangreichere Werk des berühmtesten Staatsmannes seiner Zeit, des Flavius Magnus Aurelius Cassiodorius Senator. Dies war ein Mann aus einer vornehmen römischen Familie, ebenso bedeutend als Ge lehrter wie als Politiker. Er hatte sich in Vie Thatsache der Herrschaft der Ostgothen über Italien gefunden, war ein beredter Verehrer des Theodorich und bekleidete unter diesem und seinen Nachfolgern bis 537 einflußreiche Staatsstellen. Nach dem armseligen Ende des Königthums des Vitigis 540 zog er sich als Mönch in ein von ihm in Bruttium gegründetes Kloster