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Theodorich, der schon das Knabenalter zurückgelegt hatte und in das des Jünglings eingetreten war — er zählte 18 Jahre — nahm zuverlässige Gefährten seines Vaters, Anhänger aus dem Volk und Gesolgschaftsmannen zu sich, gegen 6000 Mann, mit denen er ohne Wissen des Vaters über die Donau gieng. Hier fiel er über Babai, den König der Sarmaten, her, der damals über Kamundus, den Anführer der Römer, einen Sieg davon getragen hatte und aufgebläht von Hochmuth in seinem Land regierte, und tödtete ihn beim Überfall, brandschatzte seine Familie, nahm sein Vermögen und kehrte mit dem Sieg zum Vater zurück. Darauf nahm er die Stadt Singidunum, welche die Sarmaten selbst besetzt hatten, gab sie aber nicht den Römern zurück, son dern schlug sie zu seinem Reich. LVI. Später, als da und dort bei den Nachbarvölkern die 288 Ergebnisse der Raubzüge spärlicher ausfielen, fehlte es auch den Gothen allmählich an Nahrung und Kleidung, und es wurde ihnen, Leuten, denen schon lange der Krieg die einzige Erwerbs quelle gewesen war, der Friede unbequem; sie zogen alle zusammen mit lautem Geschrei vor den König Thiudimir und baten, er möge doch irgendwohin zum Krieg ausziehen, wohin er nur wolle. Dieser rief seinen Bruder herbei, und nach der Entscheidung des Looses forderte er ihn auf, nach Italien zu ziehen, wo damals der 47» Kaiser Glycerius herrschte; er selbst wählt sich als der Stärkere ein stärkeres Reich, nämlich das oströmische, aus. So geschah es auch. Kaum war Vidimir aber in Italien eingerückt, als er dem 284 Tod seine Schuld entrichtete und aus diesem Leben schied. Als Nachfolger in der Herrschaft hinterließ er seinen gleichnamigen Sohn Vidimir. Diesem gab der Kaiser Geschenke und wußte ihn so von Italien nach Gallien abzuleiten, das von verschiedenen Völkern ringsum bedrängt wurde; „dort, fügte er hinzu, wohnen auch die Vesegothen, eure Stammesverwandten." Kurz, Vidimir nahm die Geschenke und den Auftrag des Kaisers Glycerius an