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90 Jordanis Gothengeschichte I>IV. I^V. LVI. 278—284. Feld vom Blut der getödteten Feinde wie ein rothes Meer erschien, und Waffen und Leichen bergartig ausgethürmt das Ge- 279 filde auf mehr als 10000 Schritte bedeckten. Als das die Gothen sahen, erfüllte sie unaussprechlicher Jubel, weil sie ihres Königs Valamir Blut und das Unrecht, das die Feinde an ihnen be gangen, mit einer so großen Niederlage derselben gerächt hatten. Wer von der unzähligen, bunten Menge der Feinde zu entrinnen im Stande war, kam mit Mühe und Noth rühmlos durch die Flucht nach Hause. 280 UV. Nach einiger Zeit, als die Winterkälte bevorstand, und die Donau, wie gewöhnlich fest zugefroren war — denn ein der artiger Fluß gefriert so fest, daß er, hart wie Stein, ein ganzes Heer zu Fuß trägt und Wägen und Schlitten und alle möglichen Fuhrwerke, so daß man der Kähne nicht bedarf — da führte der Gothenkönig Thiudimir, als er sie so zugefroren sah, sein Heer zu Fuß darüber und erschien unerwartet im Rücken der Suaven. Jenes Land der Suaven hat nämlich im Osten die Baiwaren, im Westen die Franken, im Süden die Burgundzonen, im Norden 281 die Thüringer zu Nachbarn. Mit diesen Suaven waren damals auch die Alamannen r) verbunden, die ganz auf den Gipfeln der Alpen wohnten, von wo einige Flüsse, mit großem Getöse herab stürzend, der Donau zuströmen. Hierher an einen hochgeschützten Ort führte der König Thiudimir zur Winterszeit das Heer der Gothen und besiegte Suaven und Alamannen, die mit einander verbündet waren, verheerte ihr Land und unterwarf sie nahezu. Von hier kehrte er siegreich in seine Heimath nach Pannonien zurück und empfieng mit großer Freude seinen Sohn Theodorich, den er als Geisel nach Konstantinopel gegeben hatte, und der nun 282 reichbeschenkt vom Kaiser Leo zurückgeschickt worden war. Dieser I) Daß Alemanne» und Schwaben ein und dasselbe Voll gewesen sind, die hier von Jordanes und auch sonst gemachte Unterscheidung von beiden hinfällig ist, steht nach Baumanns Untersuchungen sForschungen zur deutschen Geschichte I«, l sf.s außer allem Zweifel.