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Das Ostgothenreich in Pannonien. 87 hallen, schickten Valamir und seine Brüder Thiudimir und Vidimir an den Kaiser eine Gesandtschaft. Diese sah, wie Theodorich, der Sohn des Triarius, ebenfalls ein Gothe, aber nicht aus dem Blut der Amaler, mit den Seinigeu dort in hohem Ansehen stand, und daß er, in enger Freundschaft mit den Römern, die gewöhn lichen Jahrgelder erhielt, während man sie allein vernachlässigte. Da griffen die Gothen wüthend sogleich zu den Waffen und durch- 27 l zogen plündernd und verheerend fast ganz Jllyricum. Sogleich änderte nun der Kaiser seinen Sinn und kam wieder zur alten Freundschaft zurück. Er schickte eine Gesandtschaft und zahlte die früheren, wie die bevorstehenden Geschenke aus, versprach auch, sie in Zukunft ohne Weigerung zu entrichten, und erhielt von ihnen den obenerwähnten Theodorich, das Söhnlein Thiudimirs, als Geisel für den Frieden. Dieser war schon zu einem Knaben von sieben Jahren herangewachsen und in das achte Jahr getreten. Als der Vater zögerte, ihn herauszugeben, flehte ihn der Oheim Valamir darum an, nur damit der Friede zwischen Römern und Gothen ungestört bliebe. So wurde Theodorich von den Gothen als Geisel ausgeliesert, wurde nach der Stadt Konstantinopel zum Kaiser Leo geführt, und da er ein schöner Knabe war, erfreute er sich der kaiserlichen Gunst. Illll. Nachdem so der Friede der Gothen mit den Römern 272 sichergestellt worden war, sahen die ersteren, daß das, was sie von dem Kaiser erhielten, ihnen nicht ausreiche, und begannen, um zugleich ihre gewohnte Tapferkeit glänzen zu lasten, die Nachbar völker ringsherum auszuplündern. Zuerst wandten sie gegen die Sadagen, die das innere Pannonien besaßen, ihre Waffen. Als dies der Hunnenkönig Dintzik, ein Sohn Attilas, erfuhr, sammelte er alle, welche — wenn es auch nur wenige waren — noch unter seiner Herrschaft standen, die Ultzinzuren, Angiskiren, Bittuguren, Bardoren, und rückte auf Basiana, eine Stadt in Pannonien, zu, ließ sie mit einem Belagerungswall umgeben und fing an, ihr