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86 Jordams Gothcngeschichtc LI—I-III. 267—272. war Bulfila, der ihnen auch die Buchstaben erfunden haben soll. Heutzutage bewohnen sie in Mösien die Gegend von Nikopolis am Fuß des Emimontus *) ein zahlreiches, aber armes und unkriege risches Volk, das an nichts reich ist, als an Heerden aller Art, an Triften für das Vieh und an Holz im Wald; das Land hat wenig Weizen, ist aber reich an anderen Fruchtarten. Von Wein pflanzungen aber wissen sie nicht einmal, daß es anderswo solche gibt, und sie kaufen sich den Wein aus der Nachbarschaft. Meistens aber trinken sie Milch. 268 Lil. Um nun auf das Volk, um das es sich handelt, näm lich die Ostrogothen zurück zu kommen, die in Pannonien unter dem König Valamir und seinen Brüdern Thiudimir und Vidimir wohnten, wenn auch örtlich getrennt, so doch einig im Sinn, — es saß nämlich Valamir zwischen den Flüssen Skarniunga nnd Aqua- nigra, Thiudimir am See Pelsois^), Vidimir zwischen den beiden andern — so geschah es, daß die Söhne Attilas auf die Gothen als auf Abgesallene von ihrer Herrschaft, wie auf flüchtige Sklaven fahndeten und ohne Wissen der anderen Brüder den Valamir 269 allein überfielen. Dieser aber bereitete ihnen einen guten Empfang, wenn auch nur mit einer kleinen Schaar, und nach langem Kampf schlug er sie so, daß kaum ein kleiner Theil der Feinde übrig blieb. Dieser eilte, in die Flucht gejagt, nach den Gegenden Scythiens, welche die Fluten des Danaber bespülen, den die Hunnen in ihrer Sprache Var nennen. Darnach schickte Valamir an seinen Bruder Thiudimir einen Freudenboten; als aber derselbe in den Palast Thiudimirs kam, fand er hier an diesem Tag eine noch viel größere Freude. Diesem war nämlich gerade am selben Tage ein Söhnlein Theodorich, ein hoffnungsvolles Knäblein, wenn auch 270 von einer Beischläferin Erelieva geboren. Nicht lange darnach, als die gewohnten Gaben vom Kaiser Marcian ausblieben, die sie unter der Form von Geschenken bekamen, um den Frieden zu I) Hämus, jetzt B-Nan. — 2) Plattensee; die Flüsse sind unbekannt. — 2) Dnjepr. --