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Das Jahr 1105. 83 Diener Gottes nur gerufen beiwohnen wollte, — es war nämlich daselbst mit den Bischöfen und Geistlichen auch eine außerordentlich große Schaar von Aebten und Mönchen voll Sehnsucht nach der Einheit der Kirche zusammengeströmt, — ließ er sich endlich in demüthiger Haltung vorführen und erneuerte auf einem erhöhteren Platze stehend allen gemäß den Beschlüssen der Fürsten in verständiger Weise ihre Gesetze und Rechte; wenn aber irgend wo unbesonnene Fragen gestellt wurden, widerlegte er sie mit einer bewunderns- werthen und Uber seine Jahre hinaus klugen Antwort und mit angestammtem hohem Sinn, indem er bei diesem allen in wunder barer Weise für sich die Bescheidenheit des jugendlichen Alters be wahrte und den Priestern Christi die gebührende Ehrfurcht erwies. Dabei betheuerte er in Thränen ausbrechend, bei dem König des Himmels selbst und allen himmlischen Heerschaaren, daß er sich durch keine Herrschbegierde die väterliche Regierung anmaße, er wünsche nicht, daß sein Herr und Vater des römischen Kaiserthrones entsetzt werde, ja er hege allezeit das gebührende Mitleid mit dessen Trotz und Ungehorsam; er versprach, wenn derselbe sich dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern in christlicher Ordnung unterwerfen wolle, entweder der Regierung zu entsagen oder sich demselben in Gehorsam wie ein Knecht zu unterwerfen. Als die ganze Ai enge der Anwesenden dies vernommen hatte, war sie des Lobes voll und begann, Thränen zu vergießen und so wohl für des Vaters Umkehr als für des Sohnes Heil zu beten, indem sie mit lauter Stimme Kyrieleison rief. In derselben Stunde unterwarfen sich die Bischöfe Uto von Hildesheim und Heinrich von Paderborn und Friderich von Halberstadt, ihrem Metropolitan zu Füßen fallend, indem sie ihn selbst, den danebenstehenden König und die ganze anwesende Kirche zu Zeugen nahmen, dem apostolischen Gehorsam. Ihre Ver gehen wurden nichts desto weniger dem apostolischen Richterstuhle nur unter Suspendirung vom Amte Vorbehalten. Nachdem dieses gehörig geordnet war, ließ derselbe König, als er zu Merseburg Pfingsten feierte, den schon längst für die Magde- 28. M-i burger Kirche bezeichnten, aber von den Getreuen des Kaisers ver» 6*