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Der Kieper holt den Heber vor, gehorsam meinem Winke, Füllt mir das Glas, ich halt’s empor, und ich, ich trink’, ich trinke. Kritikast. Mich plagt der Dämon Eitelkeit, ein grosser Mann zu scheinen, drum such ich stets mit Drei stigkeit, das Grosse zu verkleinen; und wenn an einem Kunst wei k ich ein Fleckchen nur verspühre, zieh' ichs an's Licht, und brü ste mich, und kurz, ich recensire. Trinker. Mich plagt der Dämon, Di)ist genannt, und um ihn zu verscheuchen, nehm’ ich ein Deckelglas zur Hand und lass mir Rheinwein reichen. Die ganze Welt erscheint mir nun in rosenrother Schminke, ich könnte keinem Leides thun, denn kurz, ich trink’, ich trinke. Kritikast. Doch ach, das Grosse bleibt wohl gross, so laut ich's auch verachte, und. neidend der Beglückten Loos, nach gleichem Ruhme schmachte; ich hin ein armer, armer Gauch, so sehr ich mich auch ziere; ich bleibe klein, und wenn ich auch zeitlebens recensire. 'Trinker. Allein mein Durst ver mehrt sich nur bey jedem frischen Becher, das ist die leidige Natur der ächten Rheinwein - Zecher; doch tröst’ ich mich, wenn ich zuletzt vom Fass zu Boden sinke, ich habe keine Pflicht verletzt, denn ich, ich trink’, ich trinke. Die drey Rosen, Vom Sc.hoose der Natur liess Gott uns eine Rose steigen, die duftet seelig, rein und süss, dem Armen, wie dem Reichen; sie knospet in der Kindheit Tagen, bricht auf dem Jüngling, blüht dem Mann, und stillt des matten Greises Klagen, nnd führt zuletzt uns himmelan. Sie krönt allein der Fürsten Freuden, sie wischt des Sklaven Thränen ab; sie lindert jedes Erdenleiden, und blüht noch über unserm Grab. Chor. Wer dieser Rose Tugend preisst, dem saget, dass sie Freundschaft heisst. mit Chor, von Hurka. Vom Schoose der Natur liess Gott uns eine Rose steigen, die duftet selig, rein und süss, dem Armen, wie dem Reichen. Sie schmückt des edlen Jünglings Wangen, und wohnt in keuscher Mädchen Brust, erweckt das süsseste Verlangen und lohnt mit engelrcicher Lust. Sie duftet lieblich dem Verkannten, und den Gedrückten stärket sie; blüht selbst in ungerechten Banden, und wo sie blüht, verlässt sie nie. Chor. Wer dieser Rose Tugend preisst, dem saget, dass sie Unschuld heisst. ein Doppelgesan