Volltext Seite (XML)
34 Prokop, Gothenkrieg I, kü. 5Z« öffneten Thore strömte das ganze römische Heer hinein. — Die jenigen aber, welche gegen die östlichen Thore vorgegangen waren, hatten gar keine Leitern; da sie jedoch jene ganz unbewacht vor fanden, legten sie Feuer an, denn dort war die Mauer von Vertheidigern entblößt, weil die Wächter davongelaufen waren. Nun ward ein furchtbares Blutbad angerichtet. Alle wüthetcn, besonders die, welche beim Sturm auf die Mauern einen Bruder oder Verwandten verloren hatten, und schlugen jeden, der ihnen in den Weg kam, ohne Rücksicht auf das Alter, erbarmungslos nieder. Sie drangen in die Häuser ein und schleppten Kinder und Weiber als Sklaven mit; alles wurde ausgeplündert. Am schlimmsten trieben es die Massageten"), die selbst von denen, die sich in die Kirchen geflüchtet hatten, viele umbrachten, bis Belisar, der hin und her eilte, sie davon abhielt. Er ries die Soldaten zusammen (und forderte sie auf, nunmehr die Besiegten zu schonen. Die Beute sollten sie behalten, Weiber und Kinder aber wieder heransgeben). Nach solchen Worten ließ Belisar die Weiber, Kinder und die übrigen Sklaven frei, denen noch nichts Schlimmes geschehen war, und versöhnte die Soldaten mit ihnen. So geschah es den Neapolitanern, daß sie an einem Tage Kriegs gefangene und an demselben wieder frei und Herren ihrer köst lichsten Besitzthümer wurden. Tenn diejenigen, welche Gold oder andere Werthsachen besaßen, hatten es schon vorher in die Erde vergraben, und bekamen es nun, da es die Feinde nicht aufge funden hatten, zugleich mit ihren Häusern wieder. So endete die Belagerung, welche ungefähr zwanzig Tage gedauert hatte. (Den Pastor, welcher die Bevölkerung aufgehetzt hatte, rührte der Schlag, als er sah, daß die Stadt verloren war. Seinen Freund Asklepiodot führte man mit dem Rest der Vornehmen vor Belisar, der ihn sreiließ. Das Volk aber, welches in ihm den Urheber seines Unglücks sah, ergriff ihn und riß ihn in Stücke; den Leichnam des Pastor schlug man vor der Stadt ans l) Hunnen. —