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368 Agathias, Historien II, ll. 12. 13. sss richtig, daß noch weitere Kriege mit den Franken bevorstünden, und war besorgt, daß die Tapferkeit der Römer durch das schwel gerische Leben zu Grunde gerichtet würde, und wenn dann die Zeit des Kampfes wiederkäme, sie aus Feigheit sich den Kriegs gefahren entzögen. Und es wäre auch vielleicht wirklich so ge ¬ kommen, wenn er nicht dadurch vorgebeugt hätte, daß er die Soldaten zusammenberief, sie in vortrefflicher Rede ermahnte und zur Besonnenheit und Tapferkeit zurückführte, so daß sie ihre allzu große Üppigkeit etwas beschnitten, t) 12. Durch diese Rede des Narses fühlte sich das ganze Heer beschämt, und ihr zügelloses Wesen war den Soldaten leid: sie freisten ihre Nachlässigkeit und ihren Übermuth ab und kehrten zu geordnetem Leben nach althergebrachter Sitte zurück. 13. Eine Schaar von 7000 streitbaren Gothen, die an vielen Orten mit den Franken zusammen gekämpft hatten, zogen sich in das Kastell Campsae?) zurück, in der Erwägung, daß die Romer sie nicht aus dem Auge verlieren, sondern bald angreifen würden. Jener Platz war sehr fest und stark, da er auf der Spitze eines hohen Felsens lag, der nach allen Seiten hin ab schüssig war und den Feinden keinen Zugang bot. Die Gothen, die sich dort gesammelt hatten, glaubten in Sicherheit zu sein und wollten nicht mehr angriffsweise gegen die Römer vorgehen, sondern sich darauf beschränken, jeden drohenden Angriff mit aller Macht abzuwehren. Dazu bestimmte sie ihr Anführer, Namens Ragnaris, ein Barbar, aber nicht von ihrem Stamm oder Volk: er gehörte zu den sogenannten Vittoren, einem hunnischen Stamme, und war ein äußerst tapferer und gewandter Mann und wohl im Stande, die Menge an sich zu fesseln. Dieser war der Be fehlshaber der Schaar und gedachte Widerstand zu leisten, um dadurch Berühmtheit zu gewinnen. Narses brach sofort mit sei nem ganzen Heer gegen sie auf, und da es nicht möglich war, 1) Die Rede ist nur eine rhetorische Ausführung der soeben angeführten Gesichts punkte und ist deshalb fortgelassen. (Kap. 12.) — 2) Vgl. S. 321. ?roe. Lolli. IV, 34.