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Einen Wagen, der ganz voll recht trocknen Heus war, ließ er 55z an den Thurm heranfahren, den die Franken vor der Brücke aufgeführt hatten, wie vorher erwähnt. Als der Wagen ganz nahe heran war, warf er Feuer in das Heu, und da sofort eine mächtige Flamme emporschlug, ging der ganze Thurm, der nur aus Holz bestand, in Feuer auf. Die Besatzung, welche sich nicht zur Wehr setzen konnte und beinahe mit verbrannt wäre, zog es vor, den Platz zu räumen, bewerkstelligte mit Mühe ihren Rückzug und floh in das Lager. Die Römer aber waren der Brücke Meister. Dies Ereigniß brachte die Franken natürlich in Unruhe, und sie griffen sofort zu den Waffen. Von Zorn und Wuth schäumend, konnten sie sich nicht länger bezähmen, sondern wollten, über die Maßen frech und verwegen, nicht mehr still liegen und abwarten, sondern noch an demselben Tage eine Schlacht liefern, obgleich ihnen die alamannischen Seher ge- weissagt hatten, sie dürften an jenem Tage nicht schlagen, wenn sie nicht alle umkommen wollten, Meiner Ansicht nach würden sie, auch wenn am nächsten oder einem spätem Tage der Kampf stattgefunden hätte, dasselbe Schicksal gehabt haben, wie an jenem; denn die Veränderung des Tages hätte nicht genügt, um sie von der Strafe zu befreien, die sie für ihre Gottlosigkeit ver dient hatten. Ob dies nun sowieso eintraf oder vielleicht die alamannischen Seher wirklich die Zukunft voraussahen — jeden falls erschien der Menge jene Weissagung durchaus nicht eitel und nichtig. Wie es nun weiter alles verlief, will ich sogleich genau, soweit es in meinen Kräften steht, berichten. 7. Die Franken waren also von Aufregung erfaßt und hatten bereits zu den Waffen gegriffen. Auch Narses ließ die Römer unter Gewehr treten und führte sie aus dem Lager heraus in den Raum zwischen beiden Heeren, um sie dort in einer Pha lanx aufzustellen. Als sich das Heer eben in Bewegung gesetzt hatte und der Feldherr bereits zu Pferde gestiegen war, wird ihm gemeldet, daß ein Heruler, und zwar kein gewöhnlicher Sol-