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348 Agathias, Historien I, 20. ss2 Doryphoren, umgeben, (sowie der Kriegskanzlei. Sein ganzes Gefolge bestand aus 400 Mann). 20. Aligern, der Sohn Fredegerns und Bruder des Tejas, dessen ich bei der Belagerung von Cumae Erwähnung gethan habe, dieser Aligern also schien allein zu verstehen, was ihm frommte, und einen Blick für die Zukunft zu haben, als die Franken nach Italien kamen und sich zu Herren der gothischen Angelegenheiten aufgeworfen hatten. Indem er nämlich die Lage überschaute, kam er zu der Erkenntniß, daß die Franken ihre Bundesgenossenschaft nur als Borwand und schönes Aus hängeschild benutzten, nämlich auf Andringen der Gothen gekom men zu sein, daß aber ihre wahre Absicht, die eine ganz andere war, sich bald zeigen werde: sie würden nämlich, selbst wenn die Römer unterlägen, den Gothen Italien nicht abtreten wollen, sondern sie, die sie angeblich hätten befreien wollen, erst unter jochen, dann unter fränkische Beamte stellen und ihrer väterlichen Gesetze berauben. Als er dies lange hin und her überlegt hatte und zugleich den Druck der Belagerung spürte, hielt er es schließ lich für das Beste, die Stadt und den Schatz dem Narses zu überliefern, die römische Art und Lebensweise anzunehmen und damit den Gefahren und dem Leben als Barbar zu entgehen. Es schien ihm nämlich recht und billig, daß, wenn die Gothen Italien nicht besitzen könnten, wenigstens die alten Einwohner und Eingeborenen es beherrschen sollten und nicht für immer ihrer Heimath beraubt würden. Dies hatte er für seine Person als das Richtige erkannt und gab damit seinen Volksgenossen ein gutes Beispiel. Zunächst zeigte er den belagernden Römern an, er wolle zum Oberfeldherrn gehen. Das wurde ihm ge stattet, und er begab sich nach Classes, wo, wie er wußte, Narses sich aufhielt. Dies Kastell liegt im Weichbild von Ravenna. >) Er trat vor Narses, händigte ihm die Schlüssel von Cumae ein i) C- ist der Hafen von Ravenna.