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6. Als die Gesandten so gesprochen hatten, ließ sich Theode- sse bald dadurch keineswegs bestimmen — er war nämlich ein junger Mensch ohne Heldenmuth und Kriegslust, sondern sehr kränklich und schwächlich — und war der Ansicht, um fremder Leiden willen dürfe man sich nicht felbst in Gefahren stürzen. Aber Leutharis und Butilin nahmen das Bündniß an, obgleich das dem Könige keineswegs gefiel. Diese beiden Männer waren Brüder, Alamannen von Geburt, und standen bei den Franken in höchstem Ansehen, so daß sie auch Herzöge ihres Volks ge worden waren, eine Würde, die ihnen Theodebert selbst verliehen hatte. Die Alamannen sind, wenn man dem Asinius Quadra- tus'), einem Italiker, der die germanischen Verhältnisse genau beschrieben hat, folgen will, ein Volk, bestehend aus zusammen gelaufenen Leuten und Mischlingen, und das bedeutet auch ihr Name. Zuerst hatte sie der Gothenköuig Theoderich, als er über ganz Italien herrschte, sich tributpflichtig und unterthänig gemacht. Als er aus dem Leben geschieden war und dann der große Krieg zwischen dem römischen Kaiser Justinian und den Gothen ausbrach, hatten die Gothen, den Franken schmeichelnd, um sich ihre Freundschaft und ihr Wohlwollen zu erwerben, viele andre Landschaften aufgegeben und auch das Volk der Alamannen aus ihrer Botmäßigkeit entlassen . . . Sobald dasselbe von den Gothen freigegeben worden war, hatte Theodebert es unterwor fen, und als er, wie schon erzählt, den Tod gefunden hatte, wurde es mit allen übrigen Völkern feinem Sohne Theodebald unterthan. 7. Sie haben einige Sitten und Gebräuche, die ihnen eigen sind; in Bezug auf öffentliche Angelegenheiten und Ver waltung folgen sie den Einrichtungen der Franken. Nur in Be zug auf die Gottheit haben sie abweichende Ansichten. Sie ver ehren nämlich gewisse Bäume, Flüsse, Hügel und Schluchten, 1) Ein Geschichtschreiber des 3. Jahrhunderts n. Ehr., Verfasser einer Geschichte der Partherkriege und einer römischen Geschichte.