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»52 sich, wie auch früher, über Venetien in die Städte und Forts dieser Gegend. Als sie nun dort waren, hätte cs sich gehört, daß sie den beschworenen Vertrag durch die That wahr gemacht und im sichern Besitz ihres Eigenthums sich nicht in langaus sehende Verwicklungen gestürzt hätten, um sich von ihren schweren Schicksalen zu erholen. Sie dachten aber gar nicht daran son dern sannen sofort auf Empörung und den Beginn eines neuen Krieges. Ta sie aber für sich allein den Römern nicht mehr gewachsen zu sein glaubten, so wandten sie sich sogleich an die Franken, in der Meinung, für ihre Zukunft am Besten zu sorgen, wenn sie, durch ein Bündniß mit ihren Nachbarn und Freunden gestärkt, sich wieder zum Kriege erhöben. 2. Tas Frankenvolk ist nämlich der unmittelbare Grenz nachbar von Italien. Von Alters her heißen sie bekanntlich Germanen. Sie wohnen in dem Lande am Rheinstrom; auch gehört ihnen der größte Theil von Gallien, das früher nicht in ihrem Besitz war, sondern erst hinzuerobert ist, ferner die alte ionische Pflanzstadt Massilia . .') Diese Franken sind nun nicht Nomaden, wie fast alle andern Barbarenvölker, sondern sie haben die römische Verwaltung angenommen, die römischen Gesetze, ebenso römisches Handels- und Eherecht, endlich die Religion. Tenn sie sind alle Christen und zwar durchaus rechtgläubige. Stadtverwaltung, Priester, Feste haben sie gerade so wie wir, und für ein Barbarenvolk scheinen sie mir ungemein gesittet und gebildet. Das einzige, wodurch sie sich von uns unterscheiden, ist ihre barbarische Kleidung und ihre eigenthümliche Sprache. Ich bewundere sie sowohl wegen ihrer übrigen Vorzüge, als beson ders wegen ihrer Gerechtigkeitsliebe und Eintracht. Nämlich schon zu öfteren Malen, früher und auch zu meiner Zeit, haben sie niemals, obwohl die Herrschaft bald unter drei bald unter mehr Fürsten getheilt war, die Waffen gegen einander erhoben und 1) Agathias bedauert, daß diese Stadt ihren hellenischen Charakter ganz ver loren hat. —