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260 Prokop, Gothenkrieg III, 37. bis welches Schicksal Rom nach so langer Dauer des Krieges gehabt habe. Wenn sie aber gar keine Lust verspürten, sich zu schlagen, so stellte er ihnen frei zu wählen, was sie lieber wollten: ent weder als vollständig gleichberechtigt in das Gothenheer einzu treten oder freien Abzug nach Byzanz zu erhalten. Diogenes und die Römer antworteten, sie wollten weder es auf eine Schlacht ankommen lasten, noch in das Gothenheer eintreten, denn sie könn ten das Leben ohne ihre Kinder und Weiber nicht ertragen. Die Stadt aber, deren Bewachung ihnen anvertraut sei, könnten sie augenblicklich anstandshalber nicht gut übergeben, da sie, beson ders weil sie dem Kaiser unter die Augen treten wollten, keinen stichhaltigen Grund dafür hätten. Doch baten sie, den Abschluß der Angelegenheit hinauszuschieben, bis sie dem Kaiser ihre gegen wärtige Lage geschildert hätten; wenn inzwischen keine Hülfe vom Kaiser käme, dann könnten sie den Gothen die Stadt ausliefern und ihren Abzug genügend rechtfertigen. Da dem Totilas dies zusagte, wurde ein bestimmter Tag festgesetzt und von jeder Seite 30 Mann als Geiseln für den Vertrag gestellt; darauf hoben die Gothen die Belagerung auf und gingen nach Sizilien. Als sie nach Rhegium kamen, griffen sie die dortige Besatzung an, ehe sie über die Meerenge setzten. Dort kommandierten Thori- muth und Himerius, welchen Belisar diesen Posten angewiesen hatte. Ihre Mannschaft war zahlreich und tapfer; daher schlugen sie den Sturm der Feinde ab und machten dann einen Ausfall, in dem sie ebenfalls siegreich waren. Nachher blieben sie hinter ihren Mauern, da die Feinde an Zahl weit überlegen waren, und warteten das Weitere ab. Totilas ließ eine Abtheilung des Gothenheeres dort zur Beobachtung zurück, in der Erwartung, die Römer würden bald durch den Hunger zur Übergabe getrieben werden; dann schickte er eine andere Schaar nach Tarent, welche ohne Mühe sich der Burg daselbst bemächtigte, und die Gothen, welche er in Picenum zurückgelassen hatte, nahmen zu derselben Zeit die Stadt Ariminum durch Verrath.