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L4V um nur ihr Leben zu fristen; so auch Symmachus' Tochter-), einst des Boötius Gemahlin, die ihr ganzes Vermögen unter die Dürftigen als Almosen vertheilt hatte. Sie gingen von Haus zu Haus und klopften an jede Thür, denn jegliche Scheu und Scham war ihnen abhanden gekommen. Und die Gothen hätten Rusticiana gar zu gern umgebracht; sie behaupteten nämlich, dieselbe habe durch reiche Geldgeschenke an die Führer des rö mischen Heeres die Zerstörung der Bildsäulen Theoderichs ver anlaßt, um für den Tod ihres Vaters Symmachus und ihres Gatten Boötius Rache zu nehmen. Totilas aber duldete nicht, daß ihr irgend ein Leid widerfuhr, und schützte auch alle andern Frauen vor Vergewaltigung, obgleich die Gothen sie gern zu Genossinnen ihres Lagers gehabt hätten. So hatte keine ver heiratete Frau, keine Jungfrau, keine Wittwe Gewalt an ihrem Leibe zu erleiden, und von dieser hochherzigen Mäßigung hatte Totilas großen Ruhm. 21. Am folgenden Tage berief Totilas alle Gothen und sprach Folgendes: „Nicht um zu Euch neue oder bisher unbe kannte Mahnworte zu sprechen, habe ich Euch, Kameraden, hier her berufen; ich will Euch vielmehr nur an das erinnern, was ich Euch schon so oft gesagt habe. Dadurch, daß Ihr es Euch zu Herzen genommen habt, ist Euch ein schöner Erfolg bereits zu Theil geworden. Nun müßt Ihr aber deshalb nicht etwa mit Gleichgültigkeit meine mahnenden Worte hören, denn solche 'Worte, die zum Glücke führen, können die Menschen gar nicht genug hören, selbst wenn jemand gar zu oft ihnen damit zu kommen scheint: das Gute, was aus ihnen entspringt, ist doch wahrhaftig nicht zu leugnen. Ich will nur das sagen: einst hatten wir 200,000 streitbare Männer, Schätze in Hülle und Fülle, Pferde und was sonst Noth thut, im Überfluß, als Be- rather eine ganze Schaar der weisesten Greise, was für Leute, die in den Kampf ziehen, höchst ersprießlich sein soll, und doch 1) Rusticiana.