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54s schrieb Belisar an den Kaiser. Der Brief hatte aber folgenden Inhalt: „Wir sind nach Italien gekommen, o bester der Kaiser, ohne Leute, Waffen, Pferde, Geld. Und wer von diesen Sachen nicht die Fülle hat, ist meiner Ansicht schwerlich im Stande, mit Erfolg Krieg zu führen. Thrazien und Illyrien haben wir von oben bis unten durchzogen und einige, wenige Soldaten dort angeworben. Wir müssen nun mitansehen, wie diese kümmer lichen Leute weder Waffen haben noch irgendwie kriegsgeübt sind. Diejenigen aber, die wir hier vorgefunden haben, sind mit ihrer Lage unzufrieden und fürchten sich vor den Feinden, denn ihr Geinüth ist bedrückt durch die zahlreichen Niederlagen, die sie erlitten haben: ja, sie haben sich nicht damit begnügt, einen Zusammenstoß mit den Feinden zu vermeiden, sondern haben ihre Pferde laufen lassen, ihre Waffen weggeworfen. Einkünfte aus Italien herauszuziehen ist ganz unmöglich, da es sich wieder vollständig in den Händen der Feinde befindet. Deshalb be finden wir uns den Soldaten gegenüber in einer höchst mißlichen Lage: da wir mit dem Solde in Rückstand sind, so können wir keinen unbedingten Gehorsam verlangen — das Bewußtsein, in ihrer Schuld zu sein, lähmt die Kraft des Befehls. Auch das, o Herr, will ich Dir nicht verschweigen, daß die meisten von Deinen Leuten als Überläufer bei den Feinden weilen. Wenn es nur darauf ankam, Belisar allein nach Italien zu schicken, so steht es mit Deiner Kriegsrüstung vortrefflich, denn ich be finde mich mitten unter Italikern; wenn Du aber Deine Gegner überwältigen willst, so mußt Du auch für das Übrige sorgen: denn ein Feldherr ohne Untergebene ist ein Unding. Es würde sich nun zunächst empfehlen, mir meine Doryphoren und Hypas- pisten zu schicken und außerdem Hunnen und andre Barbaren, so viel wie möglich, und diesen muß sogleich ihr Sold ausge zahlt werden." Solches schrieb Belisar. Johannes aber hielt sich lange Zeit in Byzanz auf, ohne etwas von dem zu thun, weswegen