Prokop, Gothenkrieg III, g. i«. 195 Kenntniß gesetzt war, sandte er einen Theil seines Heeres nach Kalabrien, um einen Handstreich auf die Festung Hydrus') zu versuchen. Da aber die Besatzung sich nicht ergeben wollte, be fahl er, zur Belagerung überzugehen, und rückte mit dem größten Theil seines Heeres gegen Rom vor. Als das der Kaiser erfuhr, gcrieth er in große Aufregung und sah sich gezwungen, Belisar gegen Totilas abzusenden, obgleich ihn die Perser noch sehr hart bedrängten. Der Winter ging zu Ende und mit ihm das neunte Zahr dieses Krieges, den Prokop beschrieben hat. 10. So ging denn Belisar zum zweiten Mal nach Italien. Da er aber nur sehr wenig Leute hatte — denn sein eignes Gefolge inußte er den Persern gegenüber stehen lassen — durch zog er ganz Thrazien und warb durch reiche Geldspenden junge Leute als Freiwillige an. Bei ihm war auf kaiserlichen Befehl unter andern auch der Heermeister von Illyrien 2), Vitalius, der soeben erst aus Italien zurückgekehrt war, wo er seine illyrischen Soldaten zurückgelassen hatte. Nachdem sie beide an 4000 Mann zusammengebracht hatten, begaben sie sich nach Salona in der Absicht, zunächst nach Ravenna zu gehen und womöglich von dort aus den Feldzug zu beginnen. Denn in die Gegend von Rom sich zu begeben, war ganz unmöglich: einerseits konnte man an dem Feinde nicht unbemerkt vorbeikommen, da er in Kalabrien und Kampanien seine Quartiere hatte; andrerseits war man zu schwach, um irgendwie offensiv hier vorzugehn. Unterdes waren den Belagerten zu Hydrus die Lebensmittel gänzlich ausgegangen, so daß sie mit den belagernden Barbaren Verhandlungen bereits anknüpften, um ihnen den Platz zu übergeben, und sie hatten einen bestimmten Tag dafür bereits festgesetzt. Da ließ Belisar Schiffe mit Lebensmitteln für ein Jahr beladen und schickte sie nach Hydrus unter dem Kommando des Valentinus ab; dieser hatte den Befehl, die alte Besatzung, die durch Krankheit und Hunger, wie Belisar wohl wußte, arg mitgenommen war, eiligst >) Otranto. — 2) Uuxister miUtum per Hlxrieum.