190 Prokop, Gvlhenkrieg III, 7. 8. 542 zwungen sind, Euch mit jenen zu belagern, ehren wir selbstver ständlich Eure Treue, und diese Belagerung ist nicht zum Schaden der Neapolitaner unternommen. Glaubet ja nicht, aus Schmerz über die Leiden der Belagerung den Gothen zürnen zu müssen. Tenn man darf denen, die gerne ihren Freunden Wohlthaten erweisen wollen, keine Vorwürfe machen, wenn sie sich wider ihren Willen genöthigt sehen, ihnen ihre Wohlthaten aufzuzwingcn. Vor den Feinden aber braucht Ihr Euch nicht mehr zu fürchten, noch dürft Ihr aus den früheren Ereignissen schließen, daß sie uns besiegen werden. Denn das Schicksal zerstört gewöhnlich mit der Zeit selbst das, was es wider aller Erwarten Wunder bares den Menschen hat gelingen lassen. Endlich bieten wir Euch an, den Konon und alle Soldaten frei und ungekränkt mit all ihrer Habe abziehen zu lassen, wohin sie wollen, wenn sie die Stadt übergeben und sie sofort verlassen. Wir sind bereit, dies und die vollkommene Sicherheit Neapels augenblicklich zu beschwören." So sprach Totilas, und die Neapolitaner sowie alle Soldaten Konons stimmten dem bei, denn die Hungersnot!) war zu groß geworden. Da sie aber doch dem Kaiser den Eid der Treue halten wollten und immer noch auf Entsatz von irgend einer Seite hofften, so versprachen sie, binnen 30 Tagen die Stadt zu übergeben. Totilas, der ihnen jede Spur von Hoff nung nehmen wollte, setzte eine Frist von drei Monaten für die Erfüllung des Vertrages fest und versicherte, innerhalb derselben weder einen Sturm auf die Mauer, noch sonst etwas gegen sie unternehmen zu wollen. Die Belagerten warteten aber den letzten Termin nicht ab — denn der Mangel an Lebensmitteln hatte sie ganz mürbe gemacht — und öffneten bald darauf To tilas und den Barbaren die Thore. Der Winter ging zu Ende und mit ihm das achte Jahr dieses Krieges den Prokop be schrieben hatt. 543 8. Nachdem Totilas Neapel genommen hatte, zeigte er so viel Menschenfreundlichkeit gegen die Gefangenen, wie man es