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Prokop, Gothenkrieg III, 2. 3. 177 Wege zu räumen. So standen die Dinge im Gothenlager. Unter des verhielt sich das römische Heer ganz ruhig und nutzte die Ver legenheiten der Feinde gar nicht aus; man vereinigte sich nickt und plante nicht einmal eine Unternehmung wider die Gegner. Erarich aber berief sämmtliche Gothen zu einer Versammlung und schlug ihnen vor, Gesandte an den Kaiser Justinian zu schicken, mit der Bitte, Frieden abzuschließen unter denselben Be dingungen, die er vorher dem Witichis hatte gewähren wollen, nämlich daß die Gothen das Land nördlich vom Po behalten, das übrige Italien aber aufgeben sollten. Als nun die Gothen das gebilligt hatten, suchte er sich auS seinen genauesten Freunden einige aus und ordnete sie als Gesandte ab, unter andern einen gewissen Kaballarius. Diese sollten angeblich dem Kaiser das Vor schlägen, was ich soeben sagte; heimlich aber hatten sie den Auf trag, über nichts anderes mit ihm zu verhandeln, als daß Erarich eine möglichst große Summe Geldes und den Patriziat erhielte: dann wolle derselbe ganz Italien ausliefern und selbst die Herr schaft niederlegen. Als die Gesandten in Byzanz angekommen waren, handelten sie ihren Instruktionen gemäß. Inzwischen wurde Erarich durch Meuchelmord von den Gothen beseitigt, und sie übergaben verabredetermaßen die Herrschaft dem Totilas. 3. Wie nun der Kaiser Justinian erfuhr, was für ein Ende Erarich genommen und daß die Gothen Totilas auf den Thron erhoben hatten, machte er seinen Generalen in Italien bittre Vorwürfe und trieb sie unablässig zum Handeln. Deshalb zogen sich Johannes, der Schwestersohn Vitalians, Bessas, Vitalius und alle andern, die in den verschiednen Städten das Kommando hatten, nach Ravenna, wo Konstantian und Alexander, von dein oben die Rede war, sich aufhielten. Als sie alle beisammen waren, schien es ihnen am Gerathensten, zuerst gegen Verona in Venetien vorzugehn, und wenn sie dies den Gothen entrissen hätten, dann sich gegen Totilas und Ticinum zu wenden. Dieses römische Heer war 12 000 Mann stark nnd wurde von elf Ober- Geschichtschreiber, Lfg. 7 6. Prokop, Gothenkrieg. 12