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53g alle Gothen, die in diesen Festen befehligt hatten, begaben sich gleich nach Empfang von Belisars Wort zn ihm und blieben bei ihm. Nur der tapfere Jldibad, der in Pcrona kommandierte, hatte zuerst Gesandte an Belisar geschickt, um dieselben Bedin gungen wie die andern zu erhalten, besonders weil Belisar seine Kinder in Ravenna vorgefunden hatte, kam aber nicht nach Ra venna und unterwarf sich auch dem Belisar nicht. Das hatte seine besonderen Gründe, wie ich sogleich erzählen werde. 30. Einige römische Obersten verleumdeten Belisar beim Kaiser, als strebe er nach der Königskrone, die ihm doch keines wegs zukäme. Der Kaiser rief Belisar schleunigst ab, nicht etwa daß er jenen Verleumdungen irgendwie Glauben geschenkt hätte, sondern weil der Krieg mit den Persern vor der Thür stand und er dort den Oberbefehl übernehmen sollte. Die Sorge für Italien .übertrug er unter andern Bessas und Johannes und schickte Konstantian aus Dalmatien nach Ravenna. Die Gothen, welche nördlich vom Po und Ravenna wohnten, hörten zwar, daß der Kaiser Belisar abberufen werde, glaubten aber nicht daran, weil sie sich nicht denken tonnten, daß Belisar die Treue, die er Justinian geschworen, höher stellen werde als die Königs krone von Italien. Als man aber erfuhr, daß er allen Ernstes sich zur Abfahrt rüste, setzten sich die echten Gothen, welche in jenen Gegenden noch übrig geblieben waren, ins Einvernehmen und begaben sich nach Ticinum ') zu Urajas, Witichis' Neffen. Mit ihm beweinten sie lange ihres Volks Geschick und sprachen dann so zu ihm: „Niemand von dem Geschlecht der Gothen ist an dem jetzigen Unglück mehr schuld als Du; denn wir hätten Deinen Ohm, der ein schwacher und unglücklicher Fürst ist, längst der Herrschaft beraubt, wie einst Theodat, den Schwester sohn Theoderichs, wenn wir nicht Deine Thatkraft geschaut und deswegen gemeint hätten, ihm den Königstitel zu gewähren, Dir aber die wirkliche Herrschaft zu überlasten. Aber was wir da- 1) Pavia.