110 Prokop, Gothenkrieg II, 10. »38 gegenüberzutreten wagte. Als er nun vor Auximum ') anlangte, sah er, daß die gothische Besatzung zwar nur gering, der Platz selbst jedoch fest, ja uneinnehmbar war. Mit einer Belagerung wollte er sich nicht lange aufhalten, sondern ritt schnell weiter. Ebenso verfuhr er mit Urbinum und zog auf Bitten der Römer auf Ariminum 2), das nur eine Tagereise von Ravenna abliegt. Die Barbaren, welche darin waren, trauten den Bewohnern der Stadt nicht und zogen sich auf die Nachricht vom Heran rücken des feindlichen Heers Hals über Kopf nach Ravenna zurück. So besetzte denn Johannes Ariminum und ließ hinter sich nur Beobachtungsposten vor Auximum und Urbinum — nicht als ob er Belisars Befehle vergessen hätte oder von unvernünftiger Toll kühnheit getrieben wäre, denn er besaß Klugheit mit Tapferkeit gepaart — sondern er berechnete ganz richtig, die Gothen würden auf die Kunde, daß Ravenna bedroht sei, aus Besorgniß für diese Stadt sofort die Belagerung Roms ausheben. Er hatte richtig gerechnet. Denn als Witichis und das Gothenheer hörten, daß er Ariminum genommen habe, geriethen sie wegen Ravennas in große Sorge und traten mit Hintansetzung aller andern Er wägungen sofort den Rückzug an, wie ich sogleich erzählen werde. Johannes, der schon vorher als tüchtiger Mann bekannt war, hatte großen Ruhm von dieser seiner That. Er war überhaupt ein kühner nnd energischer Mann, der jeder Gefahr furchtlos ins Auge sah, dabei einfach in seinen Bedürfnissen und an Strapazen gewöhnt wie kein Barbar noch Soldat. Solch ein Mann war Johannes. Matasuntha, des Witichis Gemahlin, die ihrem Gatten heftig grollte, weil er sie anfangs zur Ehe gezwungen hatte, freute sich ingriinmig, als sie von der Einnahme Ariminums durch Johannes hörte, und knüpfte sofort geheime Verhandlungen mit ihm an, denn sie sann auf Verrath und eine eheliche Verbin- I) Ostmo. — 2) Rimini. —