Unrecht, das er dem Augustulus angethan hatte, zu strafen und ssr dann mit seinen Gothen in aller Form Rechtens von dem Lande Besitz zu ergreifen. So haben wir die Herrschaft über Italien bekommen und haben die Gesetze und staatlichen Einrichtungen gerade so erhalten und gepflegt wie nur irgend ein Kaiser; weder von Theoderich noch von einem seiner Nachfolger ist ein einziges neues Gesetz vorhanden, weder ein geschriebenes noch ein unge schriebenes. Was ferner die Verehrung Gottes und den christ lichen Glauben anbetrifft, so haben wir mit peinlicher Sorgfalt die Interessen der Römer wahrgenommen, so daß von den Ita likern bis aus den heutigen Tag nicht ein einziger, freiwillig oder gezwungen, seinen Glauben geändert hat, und die Gothen, die übergetreten sind, hat man ganz unbehelligt gelassen. Die Heiligthümer der Römer haben wir sogar in höchsten Ehren ge halten; denn nie ist irgend wem, der dort ein Asyl suchte, auch nur ein Haar gekrümmt worden. Ihre Staatsämter haben die Römer ebenfalls ganz für sich behalten: kein Gothe hat je eins bekleidet. Wenn jemand glaubt, daß dies nicht der Wahrheit gemäß sei, so mag er kommen und den Gegenbeweis führen. Man könnte vielmehr noch erwähnen, daß die Gothen den Rö mern gestatteten, Jahr für Jahr ihre Konsuln von dem Kaiser des Ostens ernennen zu lassen. Trotz dieser Sachlage habt Ihr Italien nicht für Euch in Anspruch genommen, als es von Odo- aker und seinen barbarischen Schaaren geknechtet wurde — und das dauerte nicht etwa kurze Zeit, sondern volle zehn Jahre — sondern jetzt geht Ihr mit Gewalt vor gegen die rechtmäßigen Herrn des Landes, ohne auch nur einen Schein von Recht zu besitzen. Hebt Euch also weg von hier; Euer Eigenthum und was Ihr zusammengeraubt habt, könnt Ihr ruhig mitnehmen." Darauf erwiderte Belisar: „Ihr hattet versprochen, kurz und maßvoll zu sprechen; Eure Rede aber war lang und nicht fern von Prahlerei. Der Kaiser Zeno hat Theoderich ansgesandt, Odoaker zu bekriegen, aber nicht um sich in Italien ein selb-