Volltext Seite (XML)
I, 14. König Konrad als Gast in St. Gallen. 21 „Seelen konntet Ihr viel Heil verschaffen, indem Ihr, statt Geldes „sie dahingebend, dieselben den Armen geschenkt hättet". „Gläserne „Freunde", entgegnen sie, „sind mit Glas zu beschenken'); wir „aber, die wir nicht gläsern sein wollen, haben das Glas zer brochen" —, und sie scheiden fröhlich, nachdem nach der Sitte Minne geküßt und getrunken worden war. 14. Nicht viele Zeit nachher feierte Chuonrad, damals König, zu Constanz des Herren Geburtsfest 2). Am selben Tage nach Tisch, als ihm der Bischof die abendlichen Processionen jener drei Tage beim heiligen Gallus lobte, sagte der König: „O, daß wir „doch dort wären! Und weßhalb werden wir, mein Herz, nicht „morgen früh dorthin gehen?" Alsbald werden die Schiffe bereitet, und nachdem der König dieselben früh mit den Bischöfen und dem übrigen Gefolge bestiegen, erreichte er um Mittag unser Ufer, und indem er dem heiligen Gallus mit Frohlocken sich näherte, wurde er unter Verkündung neuer Lobgesänge ruhmvoll an der Stätte empfangen"). Und nachdem er drei Nächte in aller Fröhlichkeit an dem Orte verbracht, kam er endlich am vierten Tage bei Nacht nach Arbon 5). Es wäre lange zu sagen, mit welchen Ergötzlichkeiten er diese Tage und Nächte verlebt hat, vorzüglich bei dem feier lichen Aufzuge der Kinder o); diesen ließ er Aepfel mitten auf den Estrichboden der K-irche vorstreuen, und da er auch nicht eines der kleinsten sich bewegen, noch nach den Früchten seine Aufmerk samkeit richten sah, bewunderte er deren Zucht. Als er am Tage der Kindlein mit zwei Bischöfen zur Tischstunde auch in den Speise saal der Brüder eingetreten war und mehrere fröhliche Worte zu den vor ihm sich erhebenden gesprochen hatte, sagte er: „Mit uns „werdet Ihr, Ihr möget wollen oder nicht, zu theilen haben". Den Decan aber, welcher seinetwegen vom Tische des Abtes zu gehen 1) Sprichwörtlich. 2) Das Weihnachtsfest 911: sorglos in der chronologischen An ordnung gleitet Ekkehart von Arnolf gleich auf Konrad hinüber. 3) Empfangsgedichte, wie sie für solche feierliche Anlässe im Kloster entstanden. 4) Am 26. Tecember. 5) Städtchen am Bodensee, im K. Thurgau. 6) Am Tage der unschuldigen Kinder, 28., demjenigen vor der Abreise.