XXXXII Einleitung. Persönlichkeit des Abtes Rudolf von Güttingen so wenig vortheil- haft gezeichnet, weil derselbe zu bequem war, um Friedrich II. nach Italien zu folgen, dem Kloster dergestalt große Portheile zu erzielen. Weil Ulrich VI. sich für das Koster so eifrig vielfach bemüht hatte, wird ihm eine ziemlich weit gehende Berücksichtigung der eigenen Verwandtschaft leichter verziehen; sogar daß er einmal am Charfreitag die Waffen führte, findet darin eine Erklärung, daß das aus Treue gegen den abwesenden Bruder geschah, obschon sich andererseits der Erzähler nicht verhehlt, daß zur Strafe für diese Verletzung eines hohen Feiertages der Abt nachher in einem' Streite um des Klosters eigene Sache unterlegen sei. Kein anderer Abt ist allerdings so sehr, wie Konrad von Busnana, nach des Chronisten Sinn gewesen. Mochte derselbe noch so viel zu leisten und Opfer zu bringen in der Lage gewesen sein, durch seine Thätigkeit brachte er Alles wieder ein. Man gewinnt den Eindruck, als sei die Toggenburger Tragödie hauptsächlich darum erzählt, damit gezeigt werden könne, wie dieser Abt die alte Toggenburg und Wil für St. Gallen gewann. An einzelnen Anklägern scheint es freilich nicht gefehlt zu haben; aber der Chronist wendet in eifriger Vertheidigung ein ^), daß, wenn man auch wohl sagen könnte, der Abt wäre besser sorgsam im Kloster geblieben, doch jenes abweichende Verfahren der Kirche größeren Vortheil gebracht habe: „Würde Martha nicht der Bedienung sich gewidmet haben, so hätte Christus nicht bei Maria ausgeruht". So entspricht es auch ganz dem Gedanken, der das Buch durchzieht, daß noch zuletzt der abermalige Empfang eines großen königlichen Geschenkes durch Abt Konrad erzählt wird"). Darnach, nach dem Jahre 1232, bricht die Schilderung plötzlich ab, kaum mit Absicht: es hat wohl ein außer der Gewalt des Schreibers liegender Umstand denselben abgehalten, auch noch die letzten Jahre des Abtes Konrad vorzuführen. Aber auf die Gestalt St. Gallen's 1) In der ersten S- 273 offen gelassenen Lücke. 2) Vgl. C. 43 <S. 27ä>.