Einleitung. XXXI was er nur bringen mag. Jedenfalls hat Ekkehart den Staat der Gelehrten St. Gallen's, deren Namen ohne ihn für uns nicht viel inehr, als urkundliche Erwähnungen und Bücheraufschriften wären, so belebt, daß man sich diese geistigen Helden nur so vorzustellen vermag, wie er sie in seinen Denkmälern gebildet hat. Ekkehart galt in seiner Zeit als ein Gelehrter ersten Ranges, und als stolzer Meister der nur lateinisch redenden Schule blickte er mit Verachtung auf die „barbarische" H, die deutsche Sprache hinab; allein sein eigenes Latein entbehrt ganz und gar nicht der Germanismen und steht durchgängig sehr wenig aus der Stufe der Classicität. Durch die oft höchst schwerfällige und überladene, zu weilen geradezu dunkle Schreibeweise — an einigen Stellen erwies sich eine unmittelbare Wiedergabe des Textes als geradezu unmög lich — ist dem Uebersetzer des Buches die Aufgabe keineswegs leicht gemacht worden, sobald er nämlich die eigenthümliche, durch aus nicht gerade schöne, aber der Weise des Verfassers, der Be schaffenheit des damaligen geistigen Lebens entsprechende Färbung des Originals nicht verwischen, nicht seine eigenen Worte an die Stelle derjenigen Ekkehart's setzen wollte. Vorzüglich die Abtheilungen des Werkes, wo der Verfasser seiner Sache gewissermaßen selbst nicht sicher war, jene unnöthig breit ausgesponnenen Reden und Gegenreden der kaiserlichen Abgeordneten, zeichnen sich durch diese undurchsichtige Darstellungsweise aus. Wo der Schilderer unbe fangen ist, wo ihn selber sichtlich sein Stoff erfreute und er durch denselben belebt war, da ist er eben, wie bekannt, einer der ersten Erzähler der gesammten mittleren Zeit. Diese Abschnitte freilich sind auch hinwieder durchaus nicht neu vorgelegt. Einer der besten Meister der Gegenwart vielmehr hat in freier dichterischer Behand lung in seiner „Geschichte aus dem zehnten Jahrhundert", durch welche der Name Ekkehart erst seinen volksthümlichen Klang gewann, die darin enthaltenen Erzählungsstoffe schon zum Leben erweckt. 1) Vgl. S. 64, wo der Teufel deutsch schreit, besonders S. 123 imit u. 4); wegen des Lateins vgl. z. B. S. 136.