XXX Einleitung. daß es überall der genauesten Nachprüfung bedarf. Endlich ist denjenigen, welche sich etwa damit trösten, daß nun wenigstens für die Kulturgeschichte reichliche Aufschlüsse vorliegen, entgegenzuhalten, daß manches aus Ekkehart's eigener Zeit in eine frühere irrig hin aufgelegt ist ^), und daß die Unzuverlässigkeit im Allgemeinen auch hier den Werth abschwächt. Dessenungeachtet wird Ekkehart's Geschichtserzählung den Ruhm, welchen man ihr bereitwillig längst zuerkenut, behalten. Allerdings dürfte gerade aus dieser Uebertragung des Buches für den einen oder anderen Leser, welcher mehr nur aus Hörensagen dasselbe bis her kannte, eine unangenehme Ueberraschung sich ergeben, daß näm lich manches in demselben mit dem guten Rufe nicht übereinstimme. Allein von solchen ja unleugbar vorhandenen, von den eintönigen und unbedeutenden Abschnitten heben sich die bedeutenden Stücke nur um so Heller ab. Eben der Umstand, daß der Erzähler eine Ueberlieferung, keine eigentliche Geschichte niederzulegen sich zur Aufgabe gesetzt hatte, bedingte nun seine Freiheit in der Erfassung und Gestaltung des Stoffes, und ohne alle Frage hat sich Ekkehart in vielen Theilen als ein von wahrhaft dichterischer Kraft erfüllter Darsteller erwiesen. Dazu kommt der volksthümliche Anklang, der ihm so vielfach eigen ist, nicht zum geringsten in der Fülle sprich wörtlicher Bilder und Redensarten. Mag man es auch bedauern, daß er die Volksdichtung, „das gemeiniglich Gesungene und Ge sagte" 2), drei Male nur anstreift, so bringt dagegen seine Geschichte des Aelternpaares des Abtes Purchard die älteste Form der Heim kehrsage vom schwäbischen Boden und bei dem Sohne die Sage vom Ungebornen . Auch anderswo spielt wohl die Sage hinein. Anklänge daran erscheinen in den Begebenheiten der Kaminerboten, vielleicht auch in der Erzählung von den Ungarn im Kloster. Aber gerade an solchen Stellen führt hinwieder die köstlich ausgemalte Figur des Thoren Heribald so ganz auf den Boden des Thatsäch- lichen scheinbar zurück, daß man dem Geschichtenerzähler abnimmt, I) Vgl. z. B. S. SS v. 1 u. s, S. 67 ». I, S. 74 ll. I; u. a. NI. 2) Vgl. S. 18 n. s, S. 78 n. 1, S. SL ll. 3. 3) Vgl. S. isa n. I.