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XI, 101. Abt Purchard's Schreiben an die Könige. 155 er irgend etwas nach der Beschaffenheit des Ortes zu rathen wüßte, dieses zu thun. Der Abt aber und die im Rathschlage vernünf tigeren Väter sind zuerst bei Anhörung der Kunde betreten; nachher jedoch gewannen sie, gestärkt durch den Eifer ihrer Gebete, das vollste Vertrauen. Da endlich der Abt in Betreff des Aufwandes für den Empfang jener Männer in Unruhe gewesen war, richtete er an die Könige einen Brief auf folgende Worte: „Meinen Herren, „den mächtigsten der Länder, Purchard, der Ihrige, die Macht der „Himmel ohne Ende! Ich weiß, meine Herren, daß ich, der Ver ächtliche und Entartete Eures Blutes *), oft von jedem unter Euch „lieblicher, als ich zu wünschen gehabt habe, behandelt worden bin. „Jetzt aber, da ich in der Hand des höchsten Herrn geschlagen sür- „wahr darniederliege 2), würde ich niemals »erhofft haben, noch „überdieß von Euch durch so plötzliche Erschütterungen geängstigt „zu werden". Und nach wenigen Worten über das frühere feind selige Eindringen des Ruodmann und eben über diese ihm durch die Künste desselben verursachte Herbeisendung so vieler Gäste, sagte er: „Ich bete, es möge der heilige Geist meinen Hirtenstab „zum Schwerte für sich schärfen und selbst, weil ich nicht die „Stärke habe, die Geschosse des Ruodmann stumpf zu machen, die selben abstumpfen. Ueber Alles endlich möge Eure Hoheit sehen, „wenn sie bei jener Abordnung meiner zu schonen nicht den Willen „gehabt hat, mit welcher Zukost ein so großes Volk bei uns leben „kann. Denn fürwahr, wenn eben diejenigen Lebensmittel, welche „ich kaum auf ein Jahr für meine Mönche zurückgelegt hatte, ver braucht sein werden, so werden diese nachher keine andere Regel „haben, als den Mangel, und endlich wird es nothwendig sein, daß „sie gezwungener Weise ihr Leben schlecht fristen". Endlich wird, nachdem ein Rathschlag begonnen worden war, dem Ruodmann auferlegt, gleichwie einem geivinnsüchtigen Aufbewahrer der jährlichen Früchte, die königlichen Boten an genannten Plätzen beim Kommen und Gehen zu versorgen; in unserem Kloster aber sollte Purchard I) Vgl. Uber diese unerweisliche Behauptung einer Verwandtschaft mit den Ottonen S. 12S n. 4. 2) Vgl. C. 97 über Purchard's Siechthum.