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X, 89. Die Verbrühung des wälscheu Scheinlahmen. 135 «st!" „Ja wahrhaftig", sprach der Diener, „wenn es noch kalt „ist, so will ich, bei meinem Leben, es Dir heute warm machen", und er schöpfte noch glühenderes Wasser und goß es hinein. Wie jedoch jener die Hitze des wallenden Wassers zu ertragen nicht aus hielt, vergaß er seine Lahmheit und erhob sich rasch, sprang aus dem Bade, um die Thüre aufzuschließen und zu entfliehen, kämpft aber nach schnellein Laufe eine Zeit lang mit dem hemmenden Riegel. Allein auch der Diener, wie er nun den Mann als einen Betrüger vor sich sah, riß, schneller als ein Wort, vom Feuer ein halb brennendes Scheit und schlug dem Nackten schwere Streiche ohne Zahl auf. Weil jedoch Ekkehart den Lärm und die Stimmen im oberen Theil des Hauses vernahm, fuhr er, als er schleunig herabgestiegen war, heftig auf alle Beide in deutscher und romanischer Sprache los, auf diesen, warum er betrüge, auf jenen, warum er nicht ihm den Dian» zur Strafe aufbewahrt habe, Scheltworte häufend. „Ei denn", sagte der Diener, „mein gestrenger Herr, „Du würdest ihm sicher das Hörnlein abbeißen') und dem Be- „trüger mehr Schläge aufhauen, als ich jetzt? Fürwahr, weit „anders würdest Du handeln; diesen Verbrecher würdest Du be kleidet und gesättigt Nachts von Dir abgeküßt entlassen, was Du „auch heute thun wirst, wie ich Dich kenne". Und jener entgegnete: „O Du Galgenstrick von Knecht! Oder ist es mir denn nicht er laubt zu thun, was ich will?" Und so fort. Nachdem das geschehen war, erlaubte er dem Menschen, nachdem er ihn zwar mit Worten gezüchtigt und zu schwören gezwungen hatte, eine solche Uebelthat niemals wieder zu begehen, sich zu entfernen. 89. Und weil ich hier die Stelle für passend erachte, über Ekkehart, den Sohn der Schwester Ekkehart's, welchen sowohl er selbst, als Gerald streng unterrichtet hatten^), zu reden, gehe ich an die schwierige Sache heran; denn ich fürchte, es werde mir, da I) Wohl sprichwörtlich, etwa gleich: „Du würdest ihm wohl etwas zu Leide thun?", ironischen Klanges. L> Elkehart II. also, der Aelt-ste der in C. 80 genannten Resten Ekkehart's I. (über Gerald vgl. in C. 74).