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134 Der Decan Ekkehart als Almosener. X, 88. Worten meinte er den Decan') — „welcher mich gewiß unter stützen wird, in so vielen Dingen er nur kann. Derselbe nämlich „reicht mir häufiger, als Du, dar, was ich den Dürftigen geben „kann, Röcke nämlich und Hemden, Stiefel und Schuhe und das „übrige bis auf den Gürtel, und zwar insgeheim; aber er versteckt „es mir auch unter den Ueberzug des Bettes, damit ich es da „finde". 88. Weil aber auch Ekkehart selbst an sich Almosener war, werden wir von ihm etwas Ergötzliches erzählen. Da Ekkehart einen gewissen Mann von der Hausdienerschaft zu dem Zwecke be stimmte, daß derselbe, wenn ihm von jenem etwa Arme oder Fremde bezeichnet würden, dieselben heimlich in dem dazu bestimmten Hause wüsche und schöre, die Bekleideten erfrischte und bei Nacht von sich entließe, mit dem Befehl, es keinem Menschen zu sagen, geschah es eines gewissen Tages, daß er deinselben nach Gewohnheit einen Lahmen, einen Wälschen^) von Geschlecht, welcher auf einer Karre herbeigefahren worden war, anvertraute. Als nun jener den Kranken, welcher nämlich ein dicker und starker Mann war, mit aller An strengung seiner Kräfte mit Mühe in das Badegefäß vorwärts ge wälzt hatte und, wie er geheißen war, die Thüre hinter ihnen beiden allein verschloß, sprach er — denn er war zornmüthig — unter Schimpfworten: „Fürwahr, heute weiß ich keinen einfältigeren „Menschen, als meinen Herrn, welcher nicht zu unterscheiden weiß, „wem er wohlthun soll, und auch mir einen so fetten Schlemmer „auf den Rücken zu heben aufgebürdet hat". Da aber dem Lahmen das Wasser des Bades allzu warm zu schein schien, sagte er in seiner bäurischen Weise: „6alä, oaläost!" Aber jener antwortete, weil das in der Sprache der Deutschen: Es ist kalt — bedeutet: „Und ich will ihm warm machen", und er goß aus dem vor Hitze wallenden Kessel geschöpftes Wasser in das Bad hinein. Jener jedoch rief mit schauerlichem Geschrei: „Di mi! lÄlä est, ealä I) D h. Ekkehart I. 2) Man denkt bei „6»Uus" hier eher an einen Curwälschen, von jenen Oberländern, welche Ekkehart IV. überhaupt nicht geliebt zu haben scheint.