Einleitung. Die St. Gallen'sche Klostergeschichtschrcibung in den Onsns 8nn6ti Oalli. 1. Ratpert. Unter der an Gozpert's treue Verwaltung sich in ihren Be strebungen anschließenden trefflichen Fürsorge des Abtes Grimald und seines Stellvertreters, des Decans Hartmut, war das Kloster St. Gallen in jeder Weise auf das gedeihlichste emporgeblüht; nachdem durch einläßliche Verhandlungen seit 854 das Kloster aus einem letzten Reste früherer Abhängigkeit von der Constanzer Kirche gelöst worden, hatten sich die ihm ertheilten wichtigen Privilegien noch vermehrt; besonders zeigte sich Kaiser Karl III., noch mehr als das bei seinem Vater, König Ludwig, der Fall gewesen war, dem jetzt ohne Widerspruch königlich gewordenen Kloster als ein persönlicher Freund. So kam Karl 883 in den ersten December- tagen von Italien her zu einem Besuche nach St. Gallen. Die hervorragendsten Geister unter den Mönchen, Ratpert und Notker, Hartmann und Waltram, wetteiferten in Empfangsgedichten; in herzlichster Weise verkehrte der Herrscher mit den Mönchen; auf seine Veranlassung machte sich ein alter Bruder daran, allerlei kurzweilige Erzählungen über den großen schon von der Sage um rankten Kaiser, die Karl's, des Urenkels, besonderes Wohlgefallen gefunden hatten, in zwei Büchern über die Thaten Karl's des Großen niederzulegen ^). Aber es ist auch sehr wahrscheinlich, daß 1> Geschichtschreiber d, deutschen Vorzeit, IX. Jahrh., 3. Bd.: Der Mönch von St. Gallen, übersetzt von W. Wattenbach (2. Anfl. 1877).