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III, 42. Notker und der Teufel in der Kirche. 65 lich durch den Schmied hergestellt wurde. Im Fortschritt der Zeit jedoch kam die Sache, so wie sie war, unter die Leute. 42. Und damit Du die Frömmigkeit unserer Stätte auch in den Psalmengesängen sehest, so hatte dieselbe dreizehn Sitze mit Psalmbüchern, die entweder mit Gold eingemalt oder sonst vor züglich waren; außer anderen hat auch jene Kirche des heiligen Gallus Cappellen i), in deren einer in der Ecke zunächst der Thüre Notker Psalmen zu singen gewohnt war. Es geschah aber, daß er eines Tages zur Versammlung der Non nicht kam und dieselbe auch nicht für sich allein sang. Als er aber auf jener Bühne nach der Complet noch bei Hellem Tage dem Gebete inständig oblag, sah er über sich in den Balken der unterbrochenen getäfelten Decke den Teufel sitzen und mit einem Griffel auf einer Tafel schreiben. Als er nun denselben gefragt hatte, was für ein Verbrechen er schriebe, sagte derselbe: „Die Non schreibe ich auf, welche Du „Schurke heute unterlassen hattest". Aber jener rascher, als ein Wort, dem Teufel nachrufend: „Gott, schicke Dich an zu meiner „Hülfe!" — sah, wie derselbe, was er geschrieben hatte, mit raschester Hand ausglättete 2). Und als sich Notker zum Gebete der gottes dienstlichen Stunde auf der Erde hinstreckte, warf der Teufel eine Tafel der durchbrochenen Decke auf ihn. Jener selbst aber schaute, daß er dem Stoße ausweiche, und sprang rasch in die Höhe. Da sprach der Teufel endlich laut lachend: „So habe ich doch bewirkt, „daß Du vor nur aufständest". „Ja fürwahr", sprach da Notker, „wenn Du, wie neulich, wieder in Hundegestalt sein wirst, habe ich „von neuem mit Dir zu schaffen". Als der Teufel endlich ver schwunden war, kainen einige Brüder, welche an den Enden der Kirche gebetet und den Klang der Tafel und die Stimmen gehört hatten, rasch zur Stelle, voll Verwunderung, was da wäre. Und 1) Gemeint sind die Altäre in den Seitenschiffen, je zwischen einem zweiten Pfeiler und der Längsmauer. 2) „svlinm" wohl im Sinne von „solarlnm" gleich „snMostum", s> Auf der Wachstafel. 4) Eine Tafel des Holzgetäfels der flachen, vielleicht caffettirten Decke. Geschichtschreiber. Liefrg. 54. — Meyer von Knonau. St. Gall. Chron. 5