Einleitung. Die Rede „über Gnäus Pompejus' Oberbefehl" war die erste, welche Cicero in einer Staatsangelegenheit hielt. Sie war bestimmt, Len Gesetzvorschlag des Volkstribunen Gajus Manilius zu unterstützen, der den Oberbefehl im mithridatischen Kriege mit den ausgedehntesten Vollmachten an Pompejus zu übertragen bezweckte. Gesprochen ward sie in einer auf dem gewöhnlichen Versammlungsplatze des Forum von Manilius berufenen Volksversammlung (oontio) im Be ginn des Jahres 66 v. Chr., kurz nachdem Cicero seine Prä- tur angetreten hatte. Der Inhalt der Rede bewegt sich, wie nicht anders zu erwarten, vorzugsweise um zwei Hauptpunkte, den Krieg gegen Mithridates und die Person des Pompejus, sowie dessen bereits vollbrachte Kriegsthaten. In Mithridates VI. von Pontus, mit dem Beinamen Eupator, war den Römern ein Feind erstanden, wie sie bis dahin im Osten noch keinen gehabt hatten. Von ungewöhn licher Körpergröße und Stattlichkeit, an Kraft und Gewandt heit Allen überlegen, durch eine harte Jugend an Entbehrungen jeder Art gewöhnt und gegen jede Strapaze abgehärtet, besaß er neben der stolzen, hcrrschsüchtigen und trotz des Firnisses griechischer Bildung unbändigen und grausamen Gemüthsart eines ächten Despoten zugleich alle Zähigkeit, Schmiegsamkeit und Schlauheit des Orientalen in Verfolgung seiner Absich ten. Der grimmige und unvertilgbare Haß gegen die Römer, der ihn, ähnlich wie einst den Punier, bis an sein Ende be-